Jau, mein erster Rutscherlebnis-Bericht…
Am 13. Juli habe ich das Schenkenseebad in Schwäbisch Hall (Baden Württemberg) besucht. Leider habe ich keine Fotos mitgebracht.
Der Eingangsbereich ist sehr großzügig angelegt, neben der Kasse gibt es eine kleine Bäckerei und einen Laden für Schwimmsachen. Eine Erwachsenen-Tageskarte fürs Hallenbad kostet 8€, für den Zutritt zum Freibad zahlt man noch einen Aufschlag von 4,40 €. Ich persönlich finde den Preis in Relation zu den Angeboten recht angemessen und kann es nur empfehlen, den Eintritt für das Freibad zusätzlich zu zahlen. An der Kasse bekommt man ein Armbändchen, mit dem man später in den Freibadbereich gelangen kann.
Ist man durch ein Drehkreuz gegangen, geht es eine Treppe hinab ins Untergeschoss, wo der riesige Umkleidebereich liegt. Trotz des Alters dieses Bereiches sind alle Kabinen und Schränke sehr sauber und neu. Dieser Teil des Gebäudes ist übrigens aufgrund seines Alters denkmalgeschützt, denn er stammt noch aus der NS-Zeit.
Durch einen langen Gang, dem sich Duschen und Toiletten anschließen, gelangt man in das Hallenbad. In der großen Haupthalle liegen das 50m-Sportschwimmbecken, ein Sprungturm mit 1m und 3m-Brettern sowie ein Ruheplatz mit Liegen, der erst dieses Jahr neu angebaut wurde. Etwas abseits davon finden sich ein Dampfbad, ein großer Whirlpool und das große Kinderbecken. Eine Etage höher liegt das Restaurant, von dem aus man auf das Sportbecken blicken kann.
Alle Becken im Hallenbad haben genau die richtige Temperatur; selbst das Sportbecken ist nicht zu kalt (wie es in vielen Bädern leider der Fall ist). Die Gestaltung läst meiner Meinung nach hier etwas zu wünschen übrig. Einzig der Kinderbereich ist mit den Kunstfelsen und dem Schiff schön gestaltet, ansonsten gibt es kaum Bepflanzung oder ähnliches. Auch die neue Ruhetribüne ist viel zu spartanisch gehalten.
Doch nun kommen wir zum Rutschenturm, der sich hinter der Sprunganlage in Form einer Wendeltreppe nach oben schraubt und zwei geniale Wasserrutschen beherbergt:
In 7 Metern Höhe startet die erste Rutsche: Eine rote X-Tube von Wiegand-Maelzer mit einer Länge von 111m und einem mittleren Schwierigkeitsgrad. Sie wurde erst nachträglich im Jahr 2009 in den Turm integriert und ersetzte damit die alte und marode Großwasserrutsche (FGGT).
Die Rutsche startet mit einem Drop, worauf sich eine längere Rechtshelix anschließt. Darauf folgt ein Element, welches die Rutsche in weitem Umkreis zu einer Besonderheit macht: Die Aufwärtsstrecke. Wie bei einem Master Blaster wird man hier per Wasserdüsen ein Stück nach oben transportiert. Danach folgen noch vier Kurven, bei denen man besonders mit Doppelreifen stark nach oben schaukelt und fast umkippen kann, dann endet die X-Tube im Auslaufbecken.
Die Rutsche macht Spaß, insbesondere mit Doppelreifen, und die Aufwärtspassage gibt noch einen zusätzlichen Kick. Trotzdem ist die Rutsche ein wenig kurz geraten und die Fahrt ist recht schnell vorbei.
Weiter geht es ganz oben im Rutschenturm, nämlich in einer Höhe von 13 Metern. Der Turm selbst besteht übrigens vollständig aus Glas, sodass man eine gute Aussicht hat. Hier startet eine 105m lange Black Hole des Herstellers Klarer aus dem Jahre 2002. Von außen ist die Rutsche gelb und besitzt eine Isolierung. Freigegeben ist sie ab 8 Jahren, was in meinen Augen angemessen ist.
Die Fahrt beginnt mit einem kleinen Drop und einer Linkskurve. An dieser Stelle gibt es zwei Fugen, die stark zu spüren sind, der Rest ist gut verarbeitet. Darauf folgt ein sehr harter Richtungswechsel mit anschließender Rechtkurve. Weiter geht es mit einer weiteren Linkshelix und einer kurzen Gerade, die von innen weiß beschichtet ist. Bisher hatte die Rutsche den Verlauf einer stinknormalen Röhrenrutsche, doch nun wird es rabiat. Es folgt eine lange Rechtshelix mit abnormal steilem Gefälle (35 Grad!), in der man schneller und schneller wird, bis man fast Turborutschenniveau erreicht hat und sehr starke Kräfte wirken. Als Finale kommt noch ein knackiger Jump, den man aufgrund der Geschwindigkeit einfach überfliegt und sofort in den Sofa-Auslauf katapultiert wird und man eine ordentliche Nasenspülung verpasst bekommt.
Die Black Hole ist die schnellste Nicht-Turborutsche, die ich kenne, und überbietet fast noch den Blauen Wal im Miramar. Die Schwierigkeitsstufe „mittel“ ist hier fast schon grenzwertig, denn ich habe in anderen Bädern schon „schwierige“ Rutschen erlebt, die harmloser waren.
Aber auch sonst ist die Black Hole richtig genial, zumal sie mit Effekten wie Laufringen, Stroboskoplichtern, Diskoeffekten, UV-Bilder und Wasserfällen vollgepackt ist. Kurz gesagt: eine richtig geniale Klarer-Röhre!
Neben den Rutsch-Landebecken befindet sich der Ausgang zu einem warmen Außenbecken mit Massagedüsen und Wasserstrahlern. Von diesem Becken aus gelangt man in den Außenbereich: Durch ein Drehkreuz gelangt man ins Freibad:
Das Freibad ist sehr idyllisch auf einer großen Wiesenfläche mit einigen Bäumen gelegen. Es enthält ein Nichtschwimmerbecken, einen kleinen Kinderbereich sowie ein weiteres 50m-Sportbecken. Im hinteren Bereich findet sich ein großer Sprungturm, der neben den gängigen Sprunghöhen auch mit 7,5 und 10 Meter Brettern aufwartet. Ein großes Lob gilt hier dem freundlichen Personal, dass die Leute hier zum Springen ermutigt.
Im Freibad gibt es drei verschiedene Wasserrutschen, von denen jede einen separaten Treppenaufgang besitzt. Die erste ist eine 69m lange blaue Freirutsche von Klarer, die 2002 gleichzeitig mit der Black Hole im Bad installiert wurde. Das Layout besteht im Wesentlichen aus einer doppelten Acht, danach landet sie in einem Sofa-Auslauf. Insgesamt ist die Rutsche recht langsam und vom Verlauf her eine typische Freibadrutsche eben.
Die zweite Rutsche im Freibad ist eine Edelstahl-Breitrutsche von Wiegand-Maelzer. Diese ist 3m breit, 11m lang und wurde 2004 erbaut. Die Rutsche besteht aus drei aufeinander folgenden Wellen, bei denen man aber kaum abheben kann, bevor sie ins Nichtschwimmerbecken mündet. Diese Breitrutsche ist ganz nett, zumal man hier auch kniend oder rückwärts rutschen kann, aber auch nichts Besonderes.
Aber dann gibt es ja noch die dritte Rutsche im Freibad, und die schlägt alle anderen um Längen:
Die Edelstahl-Freefall von Wiegand-Maelzer! Diese ist 11m hoch, über 30m lang und stammt aus dem Jahr 2002. Die Altersfreigabe liegt bei 12 Jahren, wobei hier auch schon Jüngere gerutscht sind. Mittels einer blauen Wendeltreppe gelangt man zum Start der Rutsche, wo es wider Erwarten kein Drehkreuz und auch kein achtgebendes Personal gibt, nur eine Ampel. Die Wartezeiten sind hier eigentlich nie höher als 5 Minuten, auch an vollen Tagen.
Das Prinzip der Edelstahl-Freefalls ist ja bereits von Erding&Co bekannt. Man setzt sich auf die Kante, lässt los und rutscht sofort das Steilstück mit einem Gefälle von 60 Grad hinab. Unten angekommen, schlägt man bei dieser Rutsche mit rund 40 km/h in das enge, recht tief aufgefüllte Landebecken ein. Die Landung selbst ist recht hart und ruppig, aber noch ertragbar. Im Vergleich zu der nur ein Meter niedrigeren Freefall im Galaxy Schwarzwald ist sie aber viel heftiger. Ist man zum Stehen gekommen, verlässt man den übertunnelten Landebereich über ein Drehkreuz, sodass oben der nächste starten kann. Insgesamt gesehen also eine echt geniale und genauso heftige Freefallrutsche, die aber gerne einen etwas sanfteren Auslauf haben dürfte.
Im Freibad gibt es noch eine kleine Gastronomie. Das Essen dort ist in Ordnung; ich hab zwar in Freizeitbädern schon bessere, aber auch schon viel schlechtere Mahlzeiten gesehen. Das Restaurant im Hallenbad habe ich nicht besucht und kann deshalb nichts darüber erzählen.
Zum Schenkenseebad gehört außerdem ein großer moderner Saunapark mit großzügiger Gartenanlage, 6 Saunen (Talo-Sauna, Erdsauna, Finnische Sauna, Panoramasauna, Aromasauna und Sanarium), einem Dampfbad und vielen Wellnessangeboten. Dieser Bereich wurde erst letztes Jahr vollständig saniert. Besucht habe ich ihn allerdings nicht.
Fazit: Das Schenkenseebad in Schwäbisch Hall ist ein geniales Freizeit- und Erlebnisbad, das rutschentechnisch gesehen gut mit den umliegenden großen Bädern wie Fildorado, Miramar oder Galaxy Schwarzwald mithalten kann. Auch die Vielfalt der anderen Wasserangebote (Schwimmbecken, Sprungtürme, Kinderbereich etc.) ist sehr üppig. Ich selbst hatte einen Anfahrtsweg von einer Stunde, aber eine etwas längere Anreise würde sich für dieses geile Bad genauso lohnen.
Meine Wertung (die Bewertung der Rutschen zählt doppelt!):
Gestaltung: O
Größe: ++
Beckenvielfalt: ++
Hygiene: ++
Temperatur: ++
Rutschen: ++
Umkleiden: ++
Personal: ++
Eintrittspreis: +
Gesamt: ++ (1,3)