Heute, am vorletzten Tag meines Urlaubs, war ich mal wieder unterwegs zum planschen. Das Ziel der Reise war das Wasserparadies Hildesheim.
Das Bad ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen - viele Züge bis ICE-Gattung fahren Hildesheim Hbf an, und am Ziel ist man nach nur ca. 200m Fußweg ab dem Bahnhof.
Der Eintritt ist mit 9,20 Euro für eine Erwachsenen-Tageskarte zwar noch im Rahmen, aber für das gebotene - ein normales Stadtbad mit einer Rutsche - doch schon etwas höher. Trotzdem ist er es wert. Bezahlt wird hier erst beim hinausgehen. Am Eingang bekommt man einen Schrankschlüssel ausgehändigt, der bereits einem Schrank fest zugeordnet ist. Dieser beinhaltet einen Chip, der zur Abnahme der Badezeit und auch zum bezahlen der Gastronomie benutzt wird.
Das Bad wirkt schon etwas älter - es ist konsequent in cremefarben und minzgrün gehalten, das Dach besteht aus einer hölzernen Balkenkonstruktion. Ein wenig Ähnlichkeit zum Sport-Paradies in Gelsenkirchen ist zu erkennen.
Es gibt zwei Bereiche - den Sport- und Freizeitbereich. Ersterer wurde heute den ganzen Tag von Schulen und Vereinen genutzt, der Sprungturm (1 und 3m) war komplett gesperrt, es gab lediglich vier der acht 25m-Bahnen für die Tagesgäste zum sportlichen schwimmen. Aber nur zum schwimmen bin ich nicht 200km Bahn gefahren, das kann ich auch "um die Ecke" haben.
Der Freizeitbereich besteht aus einem großen Erlebnisbecken, welches ein paar Wasserkanonen und zwei sehr starke Strömungskanäle bietet. Die Strömungsdüsen sind leider nicht tangential, sondern eher radial angebracht, so dass man kaum Vortrieb hat. Wenn man sich aber in der Nähe einer solchen Düse einfach nur unter Wasser hängen lässt, kann man hier viel Spaß haben. Man wird immer wieder nach unten gezogen und gut durchgeschüttelt.
Ein weiteres Schmankerl ist die Wassertemperatur - es gibt in diesem Becken verschiedene Bereiche mit unterschiedlicher Temperatur, die nahtlos ineinander übergehen. Keine Ahnung, ob das Absicht oder Zufall ist - in beiden Fällen soll das bitte so bleiben. Das findet man auch nicht in jedem Bad.
Besonders anzumerken seien hier die beiden Grotten. Die Stadt Hildesheim hat hier mit einfachen Mitteln etwas tolles geschaffen. Ein Ausläufer des Erlebnisbeckens ist mit einer Grotte überdacht, in der sich vier Sprudelliegen befinden. Die Beckenbeleuchtung schafft hier angenehme Lichtstimmung. Aus dieser Grotte führt eine kleine Fliesenrutsche hinunter in eine weitere, tiefblau beleuchtete. Dort ist das Wasser aber nur etwa Badewannen-tief. Ein kleiner Durchgang führt an einem "Self-Made"-Wasserfall vorbei - ein Hügel aus Steinen, von dem mit viel Kraft Wasser hinunter plätschert. Hier gelangt man auf eine Art Steg, von dem man sich nach links ins Erlebnisbecken oder nach rechts ins Rutschenlandebecken fallen lassen kann. Der rechte Abhang ist wieder wie bei einer Fliesenrutsche abschüssig gehalten.
Von hier gelangt man über eine Treppe auf eine Plattform in etwa 2,5m Höhe, die linkerhand auf eine Galerie führt, von wo aus man das Treiben in beiden Badbereichen beobachten kann. Rechts führt eine dritte, diesmal sehr steile und schnelle Fliesenrutsche hinunter ins Rutschenlandebecken. Und eine dritte Treppe schließlich führt auf eine weitere Plattform in 7,3m Höhe, von der die 67m lange Rutsche startet, der Hauptgrund meines Besuches.
An der Rutschanleitung steht Hartwigsen. Ihr Baujahr ist 1990, in der Zwischenzeit wurde sie etwas modernisiert und mit einer Zeitmessanlage ausgestattet.
Die Bahn verläuft komplett im inneren, ist bereits in Pylon-Bauweise ausgeführt, hat aber noch ein Layout wie bei den alten Stützpfeiler-Anlagen. Auch das "Stützrohr", ein Rohr in der Form des Rutschenlayouts, auf dem die Rutsche liegt, ist hier noch vorhanden. Sie rutscht sich auch noch so. Es beginnt mit einer 90-Grad-Linkskurve, gefolgt von einer 270-Grad-Rechtskurve. Hier baut man guten Speed auf, um darauf hart und unerbittlich in eine weitere 180-Grad-Linkskurve zu donnern. Es wird in zwei aufeinander folgenden Rechtskurven mit einem geraden Stück dazwischen etwas zahmer, aber wieder schneller. Die erste Rechtskurve ist wieder etwa 90 Grad, die zweite 180. Und zum Schluss gibt es ein Finale, das dem der Rutsche im "Ijzeren Man" in Weert ähnelt. Zwei kurze 45-Grad-Knicks folgen mit einer geraden dazwischen. Man schleudert hier weit nach oben und merkt, dass die Seitenblende nicht nur Deko ist. Gekrönt wird das ganze von einem Plumpsauslauf ins oben erwähnte Rutschenlandebecken.
Anfangs war dies eine reine Freirutsche, mittlerweile gibt es einen lt. Bad-Website "Black-Hole"-Abschnitt. Etwa 45m sind schwarz übertunnelt, hier gibt es farbwechselnde Spots, die verschiedene Leuchtprogramme durchlaufen. Ich konnte drei verschiedene ausmachen - wechselnde Lichter rot/orange, wechselnde Farben bei Dauerlicht und eine Kombination, bei denen jedes zweite Licht pink leuchtete und die übrigen weiß blitzten. Durch die helle Farbe der Rutschenfläche - die Bahn ist minzgrün - entsteht ein wenig ein "White Hole"-Effekt. Diese Old-School-"Basteleffekte" wirken etwas trashig, passen aber perfekt zur Rutsche. Die Zeitmessung lädt zum wiederholten Rutschen ein, auch wenn heute leider die Bestzeitanzeige defekt war. Diese Bahn ist eine Top-Rutsche, die besonders Liebhabern alter Rutschen anzuraten ist.
Fazit:
Das Wasserparadies Hildesheim ist ein schönes kleines schon fast "old school" Erlebnisbad. Man kann hier einen wunderbaren Tag verbringen. Die Strömungskanäle machen Spaß, und die Rutsche ist wirklich gut. Das Bad lohnt sich am meisten, wenn man sowieso schon in der Nähe unterwegs ist. Für Fans alter Rutschen lohnt aber auch eine weitere Anreise, sofern das ganze mit vertretbarem Aufwand als Tagesausflug machbar ist.
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http://www.wasserparadies-hildesheim.de
Bischof-Janssen-Str. 30
31134 Hildesheim