Lange hat es gedauert, nun ist sie offen, die neue Grafttherme. Was der "Delfina"-Nachfolger taugt, wollte ich mir am letzten Sonntag mal genauer ansehen, also gondelte ich nach Delmenhorst. Vom Bahnhof sind noch etwa 1,5km Fußweg zu laufen, dann steht man vor dem Bad.
Von außen sieht man nicht viel, der Eingang ist relativ unscheinbar. Offensichtlich war wohl mit einigem Andrang zu rechnen, denn am Eingang hieß es erstmal Schlange stehen. Obwohl nur ca. 10 andere Kunden vor mir waren, wartete ich fast 20 Minuten. Nach Bezahlung von 10 Euro für eine Tageskarte erhält man das Chip-Armband, das später den Schrank verschließt und auch zum Bezahlen der Gastronomie benutzt wird.
Nach diesem ersten Auftakt stellte ich zur Beruhigung fest, dass es genug Kabinen und Schränke gab, so dass man hier nicht warten musste. Allzu voll kann es dann nicht sein, dachte ich mir, zog mich um und lief ins Bad.
Es war zwar tatsächlich nur normaler Sonntags-Nachmittags-Andrang, aber da die größte Fläche des Bades "trocken" ist, wirkte es trotzdem sehr voll. An die Wasserattraktionen war schwer ranzukommen, auch schwimmen war nur mit Hindernissen möglich.
Nun zu den Rutschen. Der Turm ist doppelt so hoch wie die aktuelle Startplattform der Black Hole, auch die Treppen nach ganz oben und die Wasserleitungen für zwei bis drei weitere Bahnen in der Zukunft sind schon gelegt. Auf etwa 3 Metern Höhe gibt es eine Tür, die nach draußen auf die Plattform der Breitrutsche führt. Diese gibt das Bad mit 26 Metern an, sie kam mir aber viel kürzer vor. Vielleicht eher 16. Dafür ist sie schön steil und auf der Bodenwelle kann man abheben. Leider war das kleine Außenbecken, in das sie führt, auch wieder ziemlich voll, so dass man trotz "walk on" recht lange warten musste, bis der Auslauf mal frei war. Glücklicherweise liegt die Schleuse zurück in die Halle neben dem Rutschenturm, so dass man schnell wieder oben ist.
Eine Etage höher, auf ca. 6 Metern, startet eine Rutsche, die das Bad mit 76 Metern angibt. Die Wartezeit betrug hier gute 15 Minuten. Das kam aber vor allem daher, dass die Ampel sensorgesteuert ist und erst freigibt, wenn der Vorgänger raus ist und an dem Tag sehr viele Langsamrutscher im Bad waren.
Als ich dann endlich selbst an der Reihe war, warf ich mich natürlich entsprechend sportlich in die Röhre, doch so richtig Speed wollte nicht aufkommen. Eigentlich schade, hat die Bahn doch vor und nach der ersten Helix je eine längere Gerade. Doch das Gefälle auf diesen ist so niedrig, dass man eher langsamer als schneller wird. Ein oder zwei knackige Jumps zwischendurch oder eine etwas größere Starthöhe hätten dieser Rutsche gut getan. Die zweite Helix ist etwas rasanter, da mit engem Kurvenradius, aber gerade wenn ein klein wenig Action aufkommt, landet man auch schon im Auslauf. Warum hat man diese Rutsche nicht komplett im Stil dieses letzten Teils gebaut? Es hätte eine für "Profis" ganz spaßige, aber doch familienfreundliche Rutsche werden können. Dass das möglich ist, hat Hartwigsen, von denen die Bahn stammt, im Delphino in Bremervörde bewiesen. Auch eine Zeitmessung, wie dort vorhanden, hätte nicht geschadet.
Die Lichteffekte sind größtenteils Daylight-Ringe, zwischendurch ein paar rote Lauflicht-Ringe und zwei Segmente mit Daylight-Motiven am Anfang. Die Geraden sind komplett dunkel. Länger als 65 bis max. 70m ist sie keinesfalls - selbst besagte Rutsche in Bremervörde ist nur mit 70 Metern angegeben, kommt mir aber länger vor. Für Familien und kleinere Kinder sicher ein Erlebnis, aber ansonsten: Gääähn.
Die Gastronomie ist ebenfalls sehr klein, und bei dem Andrang lief alles kreuz und quer wie im Ameisenhaufen und die Schlange für das Essen geriet immer mehr ins Stocken, je weiter man vorn war. Nach 10 Minuten Wartezeit ohne Bedienung drehte ich wieder um.
Somit bezahlte ich 10 Euro Eintritt für eine Tageskarte, und war nach 45 Minuten wieder draußen, um den Rest des Nachmittags noch in Vegesack zu verbringen.
Sicherlich wird sich gerade viel organisatorisches und personelles mit der Zeit einschleifen, auf der Plus-Seite ist das Personal jedenfalls sehr nett und freundlich. Die Gestaltung ist auch schön. Allerdings ist das Bad meilenweit von dem entfernt, was es sein will. Es präsentiert sich selbst als modernes, vielseitiges Freizeitbad und spricht (lt. Artikeln in lokalen Zeitungen) explizit auch Badegäste an, die von weiter her kommen. Doch diese sind derzeit in den anderen Bädern der Region für das gleiche oder weniger Geld besser bedient - schließlich ist Vegesack gerade mal knappe 20km entfernt und damit sicherlich starke Konkurrenz. Auch das OLantis ist nicht weit, und Verden und Osnabrück lassen sich auch noch im Rahmen eines Tagesausflugs besuchen.
Vielleicht wird die GraftTherme nach Abschluss der noch andauernden letzten Arbeiten für Wellness-Liebhaber das, was Vegesack für uns Rutschenfans ist. Dann könnte was draus werden. Oder man vervollständigt den Rutschenturm. Dann würde ich noch einmal unter der Woche außerhalb jeglicher Ferien hinfahren und das Bad komplett neu bewerten. Aber derzeit ist es keinen Besuch wert.