Das sprichwörtliche Kaiserwetter wollte heute genutzt werden und das "Schlossi" hat aufgrund des schlechten Wetters der letzten Tage am Wochenende bereits geschlossen. Also ging es heute zum Stadionbad.
Die Anfahrt mit der Tram ist gut - man fährt ab dem Hauptbahnhof in Bremen mit der Linie 10 Richtung Sebaldsbrück und steigt an der Haltestelle "Sielwall" in die Linie 3 Richtung Weserwehr um. Aussteigen muss man dann an der Haltestelle "Weserstadion". Von dort sind es noch ca. 500m Fußweg. Das Bad ist leicht zu finden - man läuft bis zum Stadion, dort geht es dann einen abschüssigen Weg herunter, an dessen Ende der Badeingang liegt.
Das Stadionbad bietet neben 50m-Becken und 10m-Sprungturm zwei Highlights: Das Naturbad und die Wiegand-Freefall-Rutsche.
Ersteres ist aus dem ehemaligen Nichtschwimmerbecken entstanden, zu dem noch ein zweites Nichtschwimmerbecken ca. einen Meter höher hinzugefügt wurde. Beide sind mit einer "Wassertreppe" verbunden - eine 15m lange Treppe mit breiten Stufen, auf der das Wasser vom oberen ins untere Becken läuft. Das Wasser wird hier nicht gechlort, sondern mit rein natürlicher Filtertechnik gereinigt, ähnlich wie beim Flussbad im OLantis. Dadurch sind die beiden Becken komplett mit einer dünnen Algenschicht bewachsen, was aber nicht schlimm ist. Das Wasser ist glasklar und geruchlos. In den Becken befinden sich aufblasbare Spielgeräte - ein schaukelpferd-artiges Gebilde, ein Gummi-Dromedar(!), die bekannte Gummikrake und eine dicke, große Luftmatratze. Dazu gibt es Gummireifen und Schaumstoffmatratzen zum Spielen. Dieses Naturbad ist wunderschön gestaltet mit Natursteinen, dazu kommt noch ein Wasserlauf beim Planschbecken, den man durch verschiedene selbst bedienbare Staustufen regulieren kann. Dieser fließt ebenfalls ins große Nichtschwimmerbecken. Eine Breitrutsche mit 4 Bahnen, die physikalisch getrennt sind, komplettiert das ganze.
Die Freefall-Rutsche ist lt. Typenschild 16,9m lang und 10m hoch bei einer Neigung von 60 Grad. Und mit großem Abstand die heftigste Rutsche der Region. Lässt man sich an der Schwungstange nur in die Bahn fallen, ist das Rutscherlebnis noch harmlos, wenn auch schnell vorbei. Aber mit der richtigen Technik kann man "Freefall" wörtlich nehmen. Man hebt von der Rutschfläche ab, fällt ohne Bodenkontakt bis nach unten, wo das Gefälle in die Gerade übergeht. Mit der richtigen Körperhaltung taucht man bei der folgenden Bremsstrecke nur kurz ins tiefer werdende Wasser ein, wird wieder nach oben gerissen und schliddert wie ein flach ins Wasser geworfener Stein auf der Wasseroberfläche lang. Der Auslauf ist hier als Mischung aus Plumps und üblichem Landebecken ausgeführt: Das Landebecken ist am Ende offen und hängt ca. 20-30cm tief ins Nichtschwimmerbecken hinein. Dadurch konnte ich noch ein paar Meter aus der Rutsche heraus schießen und landete weiter hinten im Becken. Ein Einlauf ist so beim Landen garantiert.
Ganz wichtig ist hier aber das Beibehalten der richtigen Körperhaltung und absolut gerades Rutschen, damit man sich nichts anschlägt. Die Rutsche hat den höchsten Schwierigkeitsgrad, der absolut gerechtfertigt ist. Sie ist ab 12 Jahren freigegeben. Ich sah viele Besucher, die den Turm bestiegen, in die Bahn schauten und den Weg nach unten doch wieder über die Treppe nahmen.
Das Bad ist ein absoluter Geheimtipp, mit 3,60 Euro für Erwachsene sehr günstig und die Freefall rechtfertigt jeden einzelnen Kilometer Anfahrt. Gäbe es nun noch eine "klassische" Großrutsche, würde es sogar das Freibad in Peine hinter sich lassen. Mit dem jetzigen Angebot ist es aber gleichauf.
Damit ist für mich Bremen die Stadt mit den besten Bädern bzw. Rutschen in Norddeutschland.
Hier gibt es ein paar Bilder, auch eines von der Startplattform der Rutsche: http://bremer-baeder.de/die-baeder/stadionbad-fotos.htm