Während meiner Reise ins Wurster Land habe ich auch einen Ausflug ins "Aquafun" des Sunparks "Nordseeküste" bei Tossens gemacht. Es handelt sich hier um den ehemaligen "Nordsee Tropen Parc", der zuerst zu Holiday Inn, dann zu Center Parcs wechselte und jetzt zu den Sunparks-Parks gehört.
Das Bad hat täglich 10 bis 20 Uhr, in der Hauptsaison auch bis 21 Uhr geöffnet. Für Tagesbesucher kostet der Eintritt 17 Euro. Ein stolzer Preis für ein flächenmäßig eher kleines Bad, doch der lohnt sich. Besonders für Rutschenfans ist es ein richtiger Geheimtipp. Weitere Informationen lassen sich auf http://www.tagesausflugnordseekueste.de entnehmen.
Mit dem Auto ist der Park sehr gut zu erreichen, schon lange vor Tossens ist er ausgeschildert. Leider sieht die Situation mit dem ÖPNV nicht so gut aus, es gibt zwar eine Busverbindung ab Nordenham/Blexen (von Bremerhaven mit der Fähre zu erreichen), aber die ist eher schlecht als recht und fährt nur sehr sporadisch. Das finde ich in der heutigen Zeit, wo durch steigende Spritpreise doch der eine oder andere aufs Auto verzichtet, sehr schwach.
An der Kasse löst man seine Eintrittskarte und erhält eines dieser berühmten Papierkärtchen, die das Drehkreuz am Eingang und später den Garderobenschrank freischalten. Nun geht es erst einmal die Treppe herunter in den Umkleidebereich. Von dort aus gelangt man über die Duschräume ins Bad.
Die einzelnen Badeeinrichtungen befinden sich wegen der geringen Fläche auf verschiedenen Ebenen übereinander. Insgesamt vier an der Zahl sind es, wobei der Rede wert eher drei davon sind - denn eine Ebene ist lediglich ein kleines Verbindungsbecken für zwei der insgesamt fünf Rutschen, dazu später mehr.
Nach dem Duschraum befindet man sich in der unteren Badeebene, die das Wellenbecken beherbergt. Hier gibt es immer zur vollen Stunden zehn Minuten Lang sehr schwachen Wellengang. An der linken Seite befindet sich ein Ausschwimmkanal zu einer Rollstuhlrampe, an der rechten Seite geht es in eine beruhigte Bucht, in der man sitzen und sich entspannen kann. Das Interieur ist hier mit echten Palmen und einem GfK-Felsmassiv angehübscht. Dies ist recht gut gelungen.
Über eine Treppe gelangt man in die obere Badeebene, in der sich das Erlebnisbecken befindet. Hier sind die üblichen Einrichtungen wie Brodelsitze, verschiedene Sprudler und einen kleinen Strömungskanal. Am hinteren Ende verbindet eine Schleuse das Erlebnisbecken mit dem Außenbecken mit Sprudelliegen. Diese obere Ebene ist gleichzeitig der Zugang für sämtliche Rutschbahnen.
Eine offene Edelstahlwendeltreppe führt auf eine etwa 5 Meter hohe Plattform, auf der der Crazy River anfängt. Dieser ist eigentlich für das Befahren mit Rutschringen ohne Haltegriffe vorgesehen. Die gibt es in zwei verschiedenen Größen - auf den Großen liegt man ruhiger, während die kleinen eher wackelig sind. Ohne Hilfsmittel darf man hier aber auch durch.
Der Crazy River hat hier ein wenig Sonderstatus, da es eigentlich zwei verschiedene Anlagen sind: Ein Schwimmkanal mit leichter Strömung und eine Rutsche. Auf der Plattform nach der Wendeltreppe startet der Kanal, wer lieber gleich rutschen möchte, gelangt über eine weitere Treppe aber auch direkt zum Rutschenteil.
Der Strömungsabschnitt besteht aus zwei terrassenförmig mit einem Meter Höhenunterschied angeordneten Becken, durch die mit starkem Wasserdruck das Wasser gepumpt wird. Diese sind durch eine kurze Breitrutsche miteinander verbunden. Dadurch entsteht eine leichte Strömung, die den Badegast vorbei führt an hundertwasser-artigen Skulpturen, wasserspeienden Fröschen sowie an einem Riesenkopf, der kalte Luft auf einen bläst. Oftmals entstehen aber auch Gegenströmungen, so dass man vom Reifen aufstehen und ein Stück weiter laufen muss. Wer hier ohne Reifen ist, muss mitunter selbst schwimmen.
Am Ende des Kanals kann man entweder aus dem Wasser heraus und über die Wendeltreppe zurück in die Badeebene, oder man nimmt die sich anschließende Rutsche. Diese ist eine 3m hohe und 42m lange "Rafting Slide" von Klarer. Das Layout ist eher langweilig - 90-Grad-Kurve nach rechts, Kreisel links mit Jump zwischendurch, Fangbecken - aber sie macht Spaß. Auf dem großen Reifen mit angezogenen Beinen und oben liegendem Schwerpunkt (also Hintern nicht runter) beschleunigt man ziemlich gut und schießt im Fangbecken bis ans Ende. Manchmal wird man sogar über die Begrenzung hinaus auf dem Kachelboden abgebremst. Auf dem kleinen Reifen ist das Rutschen eine eher langsame, aber wackelige Angelegenheit. Und auf dem Rücken kann man mit der richtigen Technik ordentlich Speed aufbauen. Leider wurde die Bahn mehrmals mit recht rauem GfK ausgebessert, was mitunter beim Rutschen ohne Reifen bremst. Auch sind die Verbindungsnähte der Segmente stark zu spüren. Sie tun allerdings nicht weh, man merkt lediglich "babamm babamm babamm". Die Bahn sieht auf den ersten Blick langweilig aus, macht aber viel Spaß dadurch, dass sie ruhige mit actionreichen Elementen geschickt kombiniert.
Die zweite Rutsche ist eine 93m lange Röhrenrutsche, die in einem separaten Wendeltreppenturm startet. Die Treppe ist etwas mit Vorsicht zu genießen, denn auf der rechten Seite ist zwischen Treppenrand und Turmwand eine Lücke von 2 cm, außerdem hat sie dort scharfe Kanten. Also auf keinen Fall hinauf rennen. Auch diese Rutsche ist von Klarer. Der Start erfolgt mit Ampel, welche zeitgesteuert ist. Die Rotphase ist so lang eingestellt, dass selbst sehr langsame Rutscher von sehr schnellen nicht eingeholt werden können. Das Layout ist eher Standard - Jump, Gerade, Kreisel rechts, Jump, Kreisel links, Rechtskurve, Fangbecken - doch rutscht die Bahn ziemlich fix und man wird im letzten Richtungswechsel stark umhergeschleudert. Ich würde ihr eher einen "mittleren Schwierigkeitsgrad" geben.
Die dritte ist eine Kinderrutsche direkt am Wellenbecken. Sie ist etwa 5m lang und 2m hoch. Bin ich nur einmal gerutscht.
Die vierte und fünfte ist das stille Highlight des Bades. Es handelt sich um eine direkt ins Bauwerk eingeschlagene Betonrinne, welche mit GfK beschichtet ist. Die obere Hälfte startet auf Fußbodenhöhe der oberen Badeebene und legt auf ca. 20 Metern Länge etwa 3,5m Höhenunterschied zurück. Sie besitzt einen Gefälleknick auf der Mitte und zwei sehr scharfe, schnelle Linkskurven. Man fühlt sich wirklich wie beim "Canyoning". Der Auslauf ist das eigentliche Highlight. Er ist als sehr kurzes Sofa ausgeführt, das etwa 20cm über der Wasseroberfläche des Zwischenbeckens endet. Dadurch erfährt man als schneller Rutscher eine Linksdrehung des Körpers und wird mit vollem Karacho nach oben geschleudert. Mit geschickter Gewichtsverlagerung kann man durch die Luft fliegend eine volle Drehung um die eigene Körperachse machen, ehe man im Wasser landet. Im Zwischenbecken kann man kurz Halt machen und sich von den Wasserkanonen eventuelle beim Rutschen angeschlagene Körperteile massieren lassen - das hat man oft nötig nach dem Rutschen dieser Rutsche. Von dort aus führt eine zweite Bahn gleicher Bauart, aber eher gerade und nur mit schwachen Kurven, hinunter ins Wellenbecken. Sie legt etwa 15m Länge auf 3m Höhe zurück. ABSOLUT empfehlenswert!
Die Gastronomie ist eher Notbehelf, es gibt an einer kleinen Bar neben dem Wellenbecken verschiedene Burger, Möchtegerncurrywurst (Bockwurst mit Currysoße) und nicht-frische Salate. Es ist hier zu empfehlen, sich vor dem Baden richtig satt zu essen, dort nur eine Portion Pommes frites zu nehmen und hinterher im "Market Dome" vor dem Bad essen zu gehen.
Alles in allem ein flächenmäßig sehr kleines, aber vor allem für Rutschenfans absolut zu empfehlendes Bad.
Videos:
Crazy River: http://www.youtube.com/watch?v=GRdUn61IVkc
Röhrenrutsche: http://www.youtube.com/watch?v=n_75IvPkp-k
"Ebenen-Verbindungsrutsche": http://www.youtube.com/watch?v=Ya7Tcs6As9s