Irgendwann ist mir aufgefallen, dass mir nur eine Rutsche in Hamburg fehlt, und da dachte ich mir auf der Durchreise: Komm, die machst du jetzt auch noch.
(Das Arriba Norderstedt stellt eigentlich alle Hamburger Bäder in den Schatten, gerade was die Familienfreundlichkeit, Größe und Anzahl der Rutschen angeht. Es wurde von einem Sportbad zu einer Art extragroßem, aus verschiedenen Gebäudeteilen zusammengepuzzeltem "Wonnemar plus" ausgebaut und hat eine Edelstahl-Tunnelrutsche, 2 verschiedene Breitrutschen, Turbo, Magic Eye und Wildwasserbach. Das Bad liegt zwar in Schleswig-Holstein, aber noch im Einzugsbereich Hamburgs - stünde es ein Stück weiter südlich hinter der Grenze, würde es diese Liste locker anführen.)
1. Spahh im Hotel Europäischer Hof (Nachtrag 2024)
Endlich ist es mir gelungen, auch die letzte Rutsche Hamburgs aufzuspüren. Sie befindet sich in einem Bad, wie ich es noch nie besucht habe.
Das Spahh gehört zu einem noblen Hotel direkt neben dem Hauptbahnhof und ist damit eigentlich von allen Bädern Hamburgs am besten erreichbar - aber hier stellen sich Hindernisse ganz anderer Art ein. Lange wurden Bad und Rutsche renoviert. An der Rezeption erhielt ich eine Wegbeschreibung durch ein Labyrinth aus Treppen und Aufzügen bis zur Rezeption des Spahh. (Nur echt mit Doppel-H!) Die Infos auf der Website sind inzwischen etwas weniger spärlich, aber streng geheim ist nach wie vor das Tarifsystem: Die Mitarbeiter schauen verborgen in eine komplexe Tabelle und teilen einem den Preis für Tagesgäste mit. (Hotelgäste zahlen natürlich nichts.) Die günstigste Variante liegt anscheinend bei 35 Euro für zwei Stunden mittags unter der Woche, und genau die hatte ich erwischt. Die Wasserrutsche wird erst auf Anmeldung bei der Rezeption angestellt. Die Spind funktionieren über einen selbst ausgedachten Code.
Das Bad wirbt mit einer Badelandschaft sieben Stockwerken. Das ist im Prinzip wahr, aber auch irreführend, denn das Bad ist an sich winzig: Ganz unten befinden sich ein Whirlpool, der auf Knopfdruck sprudelt, und ein achteckiger Swimmingpool, schön blau beleuchtet, aber ohne Schwimmerbahnen oder Attraktionen. Im sechsten Stock gibt es eine Biosauna, eine Finnische Sauna mit automatischen Aufgüssen, einen Infrarotsitz und ein Dampfbad. Das war's. Die restlichen Stockwerke gehen drauf für Eingang mit Rezeption, Umkleiden, Duschen, Rutschenstart und Auslauf. Wofür dann der gesalzene Preis?
Für Luxus, Exklusivität und den ungewöhnlichen Blick auf die Straßen der Hamburger Innenstadt (halb verborgen hinter schicken Holzpaneelen). Zur Mittagszeit hatte ich das Bad komplett für mich allein. Im Saunabereich kommt das Trinkwasser nicht aus einem schnöden Wasserspender, sondern einem Wasserhahn mit Mineralwasser. Verbunden ist alles durch einen Nassfahrstuhl und einen Trockenfahrstuhl, in denen beschildert ist, wo sich z.B. der Rutsche Eingang und Rutsche Ausgang befinden. Bademantel, Badeschlappen und Handtücher sind im Preis inbegriffen (Shampoo in den Duschen sowieso). Und den Materialien der zahlreichen Liegen und Sofas nach zu urteilen wird auch erwartet, dass man die trägt und nicht alles hemmungslos volltropft. Im Prinzip kein Problem, außer bei der Rutsche - mit Bademantel kann man nun mal nicht rutschen, also musste ich auf dem Weg zurück zum Fahrstuhl und Rutschenstart eine nasse Spur hinterlassen. Und jedes Mal stand direkt eine Frau bereit, um erneut sämtliche Tropfen zu beseitigen. Das war mir irgendwann schon unangenehm, und ich deutete an, dass ich hier eh gleich wieder durchkommen würde. Zweifellos ist das das sauberste Schwimmbad Deutschlands. Regelmäßig würde ich so ein Bad nicht besuchen, aber war auf alle Fälle mal eine eindrucksvolle Erfahrung.
- Die Tunnelrutsche startet ganz oben im 7. Stock an einer sensorgesteuerten Ampel und ist mit 150 Metern die längste Hamburgs. Ich weiß nicht, was für eine Art Rutsche ich in diesem Bad erwartet habe, aber... nicht das. Gegen Anfang folgt ein steiler, rasanter Drop mitten in den Innenhof. Danach folgen ein paar vergleichsweise harmlose Kreisel. Am Eingang wies man mich darauf hin, nur im Sitzen zu rutschen, und warnte, die Rutsche sei schneller als gedacht. Aber sitzend wäre ich in den Kreiseln im Mittelteil fast stehengeblieben. In der verbotenen Liegeposition dagegen bin ich durchgerast bis ins letzte Drittel, das lichtundurchlässig übertunnelt ist, aber ohne Lichteffekte und richtige Black-Hole-Dunkelheit. Hier wurde ich immer wieder durch enge S-Kurven hochgeschleudert, locker über die Mittelbande hinaus. Dann endet die wilde Fahrt im abgetrennten Sofa-Auslauf an der Galerie über dem Swimmingpool. Die Übergänge sind deutlich zu spüren, das sollte direkt nach einer Renovierung eigentlich nicht der Fall sein, aber es ist noch zu verschmerzen.
Wow! So einen chaotischen Ritt hätte ich eher in einer uralten Tunnelrutsche in einem tschechischen Stadtbad erwartet, aber nicht hier. Keine Ahnung, inwiefern die Zielgruppe des Hotels auf so was abfährt, aber: Mir gefällt's!
2. Bäderland Billstedt
Ich habe die Bäder nach den Rutschen sortiert, ansonsten stünde das Bäderland Billstedt definitiv nicht ganz oben. Noch nie habe ich ein Bad als so laut, eng, voll und anstrengend empfunden. Das Personal gab sein Bestes, konnte sich aber nicht wirklich durchsetzen. Zeitweise wurde der gesamte Rutschenturm überschwemmt, als jemand das Wasser am Rutschenstart staute - das Treppenhaus war ein Wasserfall. Neben dem Sportbecken gibt es ein Plantschbecken mit Felslandschaft und Minirutsche.
Selten dämlich ist auch die Preisgestaltung: In diesem Sportbad gibt es keine Kurzzeittarife, sondern nur Tageskarten für 6,2 Euro. Das mag ein akzeptabler Preis für einen ganzen Tag sein, aber in einem Sportbad wollen naturgemäß viele Leute nur für ein bis zwei Stunden schwimmen, und dafür ist der Preis zu teuer. Für viele Besucher war das ziemlich teuer und sie waren ziemlich erschrocken, als sie über 12 Euro für zwei Personen zahlen sollten. Das führte dann auch zu lebhaften Diskussionen an der Kasse.
Aber rein rutschenmäßig ist das nun einmal das zweitattraktivste Bad Hamburgs - auch wenn aus den großen Plänen, eine Rennrutsche und einen Trichter mit Raketenstart zu bauen, auf der Website keine Rede mehr ist.
- Die Turborutsche ist sehr schnell, aber leider ein wenig scharfkantig.
- Auch die Reifenröhre ist ziemlich flott, für eine Reifenrutsche relativ kurz, es gibt Tageslichteffekte und Hartgummi-Einzelreifen.
2. Midsommarland
Dies ist das einzige Bad mit Rutsche, das eine ernstzunehmende Beckenlandschaft hat. Wer also zu den Rutschen ein richtiges Erlebnis- und/oder Thermalbad möchte, für den ist das die einzige Option innerhalb Hamburgs. Das Bad ist im skandinavischen Stil dekoriert, vor allem rote Holzhütten prägen das Bild.
- Der Wildbach ist zwar sehr kurz, aber er hat eine starke Strömung und ein Zwischenbecken, in dem man unter Wasser gezogen wird. Außerdem ist er in eine schöne Felsszenerie eingebettet. Er läuft auf drei verschieden starken Stufen. Weil die stärkste erst abends um acht eingeschaltet werden sollte, konnte ich leider nur die mittlere erleben.
3. Alster-Schwimmhalle
Die Alster-Schwimmhalle wieder ein Sportbad, allerdings eines, in dem es ruhiger zugeht und das anders als die anderen Bäder relativ zentral gelegen ist - man kann vom Hauptbahnhof sogar hinlaufen. Das Gebäude ist zwar nicht gerade neu oder schön, aber dafür ist es in seinen Dimensionen viel großzügiger und beeindruckender. Deswegen habe ich mich dort wohler gefühlt als in den anderen Sportbädern - im Vergleich zur Alsterschwimmhalle wirken diese sehr beengt.
- Die blaue Röhrenrutsche verläuft komplett indoor. Sie ist einigermaßen schnell und sauber verfugt. Nichts Besonderes, macht aber Laune.
4. Bäderland Bramfeld
Das letzte Bad ist am schwierigsten zu erreichen. Dieses Sportbad ähnelt dem Bäderland Billstedt sehr in Aufteilung und Preisgestaltung, auch wenn es dort nicht so unruhig ist.
- Die grüne Tunnelrutsche/Black Hole ist größtenteils "verblackholed", auf einigen Metern ist die Tunnelabdeckung aber auch lichtdurchlässig. In den dunklen Passagen gibt es grüne und rote Blicklichter sowie Tageslichtringe. Optisch ist die Bahn also ganz abwechslungsreich. Die Rutsche hat auch ein ganz solides Tempo und in sportlicher Haltung schwingt man ordentlich herum. Leider sind die Fugen schon stark ausgeprägt und zwicken am Rücken. Schade - ansonsten hätte ich diese Rutsche über der in der Alsterschwimmhalle eingestuft.
Andere Ranking-Varianten:
Welche Rutsche ist die extremste?
- Tunnelrutsche, Europäischer Hof
- Turbo, Billstedt
- Wildbach, Midsommarland
- Black Hole, Bramfeld
- Reifenrutsche, Billstedt
- Röhre, Alsterschwimmhalle
Welche Rutsche ist aus meiner Sicht die beste?
- Tunnelrutsche, Europäischer Hof
- Wildbach, Midsommarland
- Reifenrutsche, Billstedt
- Röhrenrutsche, Alster-Schwimmhalle
- Turbo, Billstedt
- Black Hole, Bramfeld