Wie ich erfahren habe, wurde vor zwei Wochen, Anfang September, das ehemalige Berliner Luft-und Badeparadies, kurz "blub", nun endgültig abgerissen.
Das "blub" wurde am 14. Februar 1985 von seinem Gründer und Geschäftsführer Dr. Harald Frisch eröffnet und galt in den achtziger Jahren als wegweisend für Spaß - und Erlebnisbäder in ganz Europa. In den Anfangsjahren kamen 600.000 Besucher jährlich. Das "blub" war zur damaligen Zeit ein krasser Gegensatz zu den bis dato herkömmlichen Badeanstalten aus den Siebzigern.
Neben seiner einzigartigen Dachkonstruktion, drei Kuppeln aus Holzfachwerk, wurden vor allem mit Naturstein und Pflanzen Akzente bei der Thematisierung gesetzt.
Es gab vielfältige Attraktionen, welche die Badegäste in Scharen lockten, darunter ein Wellen-und Brandungsbecken, Erlebnisbecken mit Wassergrotten, Solebecken,
Hot-Whirlpools, Massageliegen, Geysire, Wasserpilz, Wildwasserkanal und einen großen Aussenpool, ebenfalls mit vielen Wasserspielen und einem Strömungskanal sowie einer großen Liegewiese. Ausserdem gab es eine Saunalandschaft zum Entspannen, ein Fitnesscenter, Tischtennisplatten und ein Beach- Volleyball Feld.
Der Rutschenturm bot eine 120-m Riesenrutsche, welche zur damaligen Zeit tatsächlich auch die längste Deutschlands war. Eine Etage tiefer startete die kleinere, 60m lange Röhre.
Vom zweiten Rutschenturm, der nachträglich angebaut wurde und zur Eröffnung noch kein Bestandteil des Bades war, konnte man sich mit Reifen in den Crazy River stürzen.
Doch auch die zahlreichen Events trugen wohl maßgeblich dazu bei, dass das "blub" seinerzeit viel mehr als nur ein Schwimmbad war.
Neben der abendlichen Lasershow über dem Wellenbecken gab es am Wochenende Discoveranstaltungen und Live-Auftritte. Zur Berliner Love-Parade fanden dort regelmäßig After-Show-Partys statt.
1985/86 war das "blub" sogar Hauptsponsor vom Fußballverein Hertha BSC.
Nach fünfzehn Jahren erfolgreicher Betriebstage jedoch war das In- und Exterieur des Bades leider in die Jahre gekommen und es fehlte das Geld für eine Sanierung, weswegen es zu immer mehr Beschwerden von Badegästen kam. Zudem hatte der Betreiber mit einer Rattenplage zu kämpfen, was die Sache nicht besser machte. Darüber hinaus machten sich randalierende Jugendgangs das Bad immer mehr zu eigen,
mit Prügeleien und Zerstörungswut vergraulten sie zunehmend die anderen Badegäste.
2003 hatte sich die Zahl der Badegäste halbiert und Harald Frisch sah sich gezwungen, Insolvenz anzumelden.
Durch wachsende Hygieneprobleme und Keimbefall mussten immer wieder Teile des Bades geschlossen werden, am 02. Februar 2005 schloss sich die Tür dann für immer.
Lediglich die Saunalandschaft "Al Andalus", die Harald Frisch noch großzügig umbauen ließ, war bis Ende April 2012 in Betrieb.
Nachdem sämtliche Pläne, das "blub" wiederzubeleben, gescheitert waren, erwarb Anfang 2012 ein Münchner Investor das Gelände.
Mit dem Ende der Saunalandschaft "Al Andalus" begann im gleichen Jahr die komplette Zerstörung und der Vandalismus im dem einst so schönen Spaßbad.
Fortan wurde es Anlaufziel von Hobbyfotografen, Graffitisprayern, Zerstörungswütigen, Partyfreaks und Obdachlosen. Nach zahlreichen kleineren Bränden ging es am 21. Juli 2016 vollends in Flammen auf, fast die ganze hölzerne Fachwerkkonstruktion des Daches wurde dabei zerstört. Die Verursacher des Brandes wurden nie gefunden.
Erstaunlicherweise stand die Brandruine danach trotzdem noch ganze vier Jahre, ohne dass sich jemand darum kümmerte, bevor nun im September 2020 in einer "Nacht-und Nebel-Aktion" ganz plötzlich doch der Abriss erfolgte.
Viele Berliner vermissen dieses einzigartige Spaßbad mitten in der Hauptstadt, welches ihnen unvergessliche Kindheits- und Jugenderinnerungen beschert hat.
Nun ist es leider endgültig Geschichte .
Sein Gründer, Dr. Harald Frisch, verstarb übrigens dieses Jahr am 14. Februar im Alter von 82 Jahren.
Genau an dem Tag, an dem er vor 35 Jahren sein Lebenswerk eröffnete...
Einen schönen Film über das "blub" in seinen Erfolgsjahren findet ihr auf YouTube:
bzw. einfach YouTube: blub Badeparadies 1989