Auf nach Osnabrück

  • Ein neuer Tag, ein neuer Erlebnisbericht. So oder so ähnlich begann der letzte Dienstag mit einer etwas längeren Autofahrt ins niedersächsische Osnabrück. Gut zu erreichen, aber von außen erst mal etwas unscheinbar läuft man einen längeren Weg den Eingang hinauf. Bis hierher hätte das Gebäude mehr oder weniger alles beheimaten können, aber schon in der Eingangshalle kann man einen Blick in das dahinter, aber einen Stock tieferliegende Schwimmbecken werfen. Bisher nicht viel mehr als ein normales Schwimmbad.


    Die Tarife sind denkbar einfach, da erst nach dem Besuch bezahlt. Somit muss man sich nicht vorher entscheiden, wie lange man bleiben will und hat auch keinen Ärger mit hohen Nachzahlgebühren. Essenbeträge werden ebenso auf das Chiparmband gebucht. Die Mitarbeiter sind überaus freundlich und helfen bei der Auswahl des günstigsten Tarifs (gerade bei unserer Gruppe nicht ganz einfach). Einen Stock tiefer finden sich die Umkleiden. Durch die dunkle Farbgebung fällt es auf, dass es dort nicht ganz so hell ist, zumindest in den Umkleiden. Nach einigen Schwierigkeiten beim Abschließen der Schränke, die eigentlich intuitiv zu schließen sind, geht es Richtung Bad. Erfreulicherweise sind schon auf dem Gang ein paar Duschen, damit noch weniger Ausreden, sich nicht zuvor abzuwaschen.


    Drinnen wartet dann das große Hauptbecken. Hier ist auch schon die erste Rutsche zu sehen, eine offene Röhrenrutsche metallener Bauart von Wiegand. Nach dem Aufstieg auf die obere Plattform kann man auch endlich einen Blick auf den Hauptgrund unseres Beuschs werfen: Der Rutschendschungel! Sieht schon etwas voll aus, aber nach oben ist noch Platz. Für mich war es die erste Metallröhre, daher war ich von der Geschwindigkeit und Geschmeidigkeit überrascht. Leider mit zwei Halbhelices etwas kurz, sie hätte ruhig etwas länger sein können. Da die Bahn im Hauptbecken endet, ist das Rutschenwasser schön warm.


    Aus dem Becken wurde ich dann direkt weitergeschliffen Richtung Rutschenturm. Da es trotz Wochentag wegen Ferien relativ voll war, ging es an den gewöhnlichen Rutschen vorbei, immer weiter nach oben...

    Dort wartete dann eine erstaunlich kleine Schlange, mein Puls hingegen stieg in ungeahnte Höhen. Ich war aber wohl der einzige, meine Begleiter tanzten schon fast vor-Freude. Nummer 1 steigt hinein und....


    ....warten, denn irgendjemand hat wohl vergessen, den Buzzer zu drücken. Nervenkitzel pur, auch wenn die Störung schnell behoben war. Zwei-drei Minuten durfte sie dennoch in der Kabine verbringen. Mit Ankündigung geht es allerdings weiter, ein lautes Knallen später ist die Kabine leer. Leider bin ich jetzt dran, angesichts einiger Blicke blieb mir wohl ohnehin keine Wahl :P. Egal, an Otto Normalrutscher denken und rein in das Ding. Wie angeraten versuchte ich, nicht hinunterzuschauen, was leider schwer ist. Glücklicherweise komme ich um die Zerreißprobe herum, der Abschuss geht relativ zügig, ich verbringe keine 15 Sekunden in der Kabine. Paff! Und der Boden ist weg! Meine Höhenangst erinnert mich überdeutlich daran, dass dieser Zustand nicht normal ist und die folgenden Sekunden bin ich so angespannt, dass ich kaum etwas wahrnehme. Als ich versuche, die Augen zu öffnen, misslingt dies aufgrund noch immer vorhandenen Wassers. Erst mit dem Beginn der Helix durchrutsche ich nicht mehr direkt den Wasserfluss, womit ich nun auch visuell an der Rutschfahrt teilhaben kann. Die Helix hätte ich aber ohnehin wahrgenommen, die G-Kräfte sind nicht nur knackig, sondern sehr hoch. Der Auslauf ist, selbst für eine normale Rutsche äußerst sanft. Mein Puls liegt irgendwo bei 200, ich schaffe es aber noch lebend bis zum Drehkreuz. Mann, was für ein Wahnsinnsritt! Thrill, thrilliger, sloop! Einfach nur top diese Rutsche. Denkt euch noch ein paar Superlative hinzu ^^


    Weil's so schön war, gleich noch mal! Dieses Mal weiß ich, was auf mich zukommt, ich bin mir immer noch unsicher, ob es das besser oder schlechter macht. Insgesamt werde ich den Sloop an diesem Tag 9 Mal rutschen, an das Gefühl kann ich mich jedoch nur schwer gewöhnen. Die letzten beiden Mal sind etwas besser, aber das wird noch einige Fallklappen dauern, bis das Angstgefühl nicht mehr allzu präsent ist. Interessanterweise bin ich aus unserer Gruppe damit derjenige, der sie am öftesten rutscht.


    Nach so viel Aufregung widmen wir uns den tieferliegenden Rutschen, was diese nicht zwangsläufig langweiliger macht. Als tiefste Rutsche im Turm wartet die Crazy River auf, eine Edelstahlrutsche von Wiegand. Reifen waren leider nicht leicht zu beschaffen, da ein Großteil der Besucher das Prinzip "Weitergeben" noch nicht ganz verinnerlicht hatte. Die Bademeister hat dies auch nicht groß interessiert. Nach einiger Zeit konnten wir uns dann doch noch welche beschaffen, womit es dann die Stufen emporging. Zum Glück nicht weit, denn die Reifen sind schwer. Der Einstieg ist durch das hohe Metallstück leider nur an einer schmalen Stelle ganz rechts möglich, während man den Reifen über die Barriere wuchtet. Da kommen mir die Drehkreuze im Rücken als Start plötzlich total cool vor :D


    Da keine Ampel vorhanden ist, geht's zügig los. Nach ein paar Umdrehungen landet man in einem Zwischenbecken. Dieses macht leider keine Ausnahme, man kommt nur schwer aus dem Becken heraus. Wir wählten den Schwierigskeitsgrad "Extrem", in dem Jugendliche sich völlig lässig an der einzigen Stange festhalten, an der man sich herausziehen könnte und dadurch die Weiterfahrt für alle anderen möglichst effektiv blockieren. Einzig die S-Kurve am Ende der Rutsche ist noch ganz witzig.


    Fazit: Ganz nett, vor allem, weil hier wegen der hohen Kapazität hoher Andrang herrscht und dadurch die anderen Rutschen weniger frequentiert sind :P


    Einen Stock höher startet die Black Hole. Von außen erst mal wenig spektakulär und auch die Gerade, die auf den Start folgt, verspricht erst mal wenig. Nach der ersten Helix geht es allerdings rund: Bei sportlicher Rutschhaltung geht es über eine Gerade in eine White-Hole, die ebenfalls mit einer Helix aufwartet. Die aber hat es in sich: Man wird überdeutlich schneller und erreicht Geschwindigkeiten vieler Turbo-Rutschen! Das Highlight ist dann das Schlussstück: Mit immer noch brachialer Geschwindigkeit durchrutscht man einen Richtungswechsel, um dann im Landebecken einzuschlagen. Über das dort angebrachte Seitenblech war ich nicht nur einmal froh! Am Ende des Beckens ist gar eine Schaumstoffmatte angebracht, da es für sportliche Rutscher zu kurz ist. Zum Wettrutschen gut geeignet, da eine Zeitmesseinrichtung vorhanden ist, dann aber wieder doch nicht, da sie unzuverlässig ist. Bei reproduzierbarem Rutsch schwanken die Ergebnisse zwischen den echten 10s und stellenweise 12-13 Sekunden. Bei Anblick der Bestzeiten fragt man sich allerdings schon, wie die zustandgekommen sind^^ Andererseits sind wir alle relativ leicht, also ohnehin keine Rekordjäger. Dann wird der Battle "familienintern" ausgetragen :P


    Als letzte Rutsche verbleibt die Neuheit aus 2016, die Trichterrutsche! Ebenfalls von Wiegand steht sie auf einem Pfeiler neben dem Turm, was allerdings keinesfalls instabil ist. Leider ist hier der Einstieg wieder nah am Start, aber das ließ sich aufgrund der Nachrüstung anscheinend nicht vermeiden. Das Gefälle ist durchaus hoch, man erreicht schnell eine hohe Geschwindigkeit. Vorbei an einem letzten bisschen Tageslicht in Form von Daylight-Ringen geht es mit Mordsspeed in den Trichter. Und was für einer! Der Projektor in der Mitte leuchtet zwar nur schwach und von Figuren ist nicht viel zu sehen (vielleicht auch wegen dem Tageslicht), dennoch kommt eine tolle Atmosphäre auf. Das Leitblech am Übergang zur Röhre ist allerdings nach einer Runde unangenehm, nach drei-vier Runden gelangt man zur Mitte, wo man garantiert schief am Ausgang hängen bleibt oder rückwärts eingesaugt wird. Ist aber ganz witzig. Der Auslauf ist, im Gegensatz zu viele anderen Varianten, eher langsam und sanft. Auch hier wieder positives Fazit! Die Erweiterung ist gelungen. Nur das Wasser ist, wie bei der Black Hole, etwas kalt.


    Aber halt, was ist denn mit der sechsten Rutsche? Richtig, die steht draußen und ist daher schnell mal übersehen. Als Hardcorefans musste natürlich auch diese inspiziert werden, wobei es sich dabei um nicht viel mehr als eine steilere, kurze Metallrutsche handelt. Vorsicht bei Erwachsenen: Die Eintauchtiefe ist nicht sehr hoch;)


    Der Wasserspielplatz außen ist ebenfalls sehr nett, erstaunlich, wie viel Spaß man da auch so haben kann. Gegen Abend leerte sich das Bad dann auch erfreulicherweise, sodass wir dann noch zum spannenderen Intensivrutschen kamen. Hier wurde unsere Kondition auf die Probe gestellt, als es praktisch ohne Wartezeit wieder durch die dunkle/steile/enge Röhre ging. Der Wettkampf um die beste Sloop- und Blackholezeit entbrannte, die verrücktesten Rutschhaltungen wurden ausprobiert (Ääh, alles erlaubt!^^) und der Trichterrundenrekord wurde ermittelt. Nur die Becken wurden trostlos vernachlässigt. Die Zeit war einfach zu knapp! Am Ende des Tages trennten die Sieger nur Millisekunden. Pass auf, das wird ein Nachspiel haben!

    Rutschen-Count: 118

    Lieblingsrutschtypen: Space Bowl, klassische Turborutsche, Speed-Röhrenrutsche

    Lieblingsrutschen: Cycloon & Blits, L'Ouragan (†), Red Star, Black Hole @ Plettenberg (†), blaue Röhrenrutsche im Tiki Pool