Da so ziemlich jedes Themenforum irgendeinen Thread dieser Art hat, will ich hier auch mal. Die Frage ist: Wie ging es mit der Leidenschaft für Erlebnisbäder bzw. Wasserrutschen los?
Die erste Groß-Wasserrutsche, die ich gerutscht bin, war am Hasse-See in Roßbach, das ist in der Nähe von Braunsbedra bei Halle. Das war kurz nach der Wende, IIRC 1990. Lt. meinem Vater wurde die schon zu DDR-Zeiten, 1988, dort installiert. Damals kostete ein Durchgang noch 50 Pfennig. Trotzdem war die Anlage brechend voll und man stand fast 30 Minuten für einmal Rutschen an. Das machte zwar Spaß, aber war damals noch irgendwie "verzichtbar". Richtig infiziert wurde ich erst etwas später, als das Rutschen im Eintrittspreis enthalten war.
Der endgültige Grundstein für meine Leidenschaft war aber das Fredericia Badeland in Dänemark. Meine Eltern beschlossen irgendwann im Sommer 1993, dass man doch im Herbst mal nach Dänemark fahren könnte. Wir nahmen uns ein Ferienhaus in Arrild Ferieby, einer Ferienhaussiedlung im Ort Toftlund, kurz hinter der Grenze. Wir hatten im ort einen schönen Spielplatz und eine ganz nette Schwimmhalle, in der wir viel Zeit verbrachten. Die mittlerweile dort vorhandene 100m lange Black-Hole-Rutsche gab es damals noch nicht. Ich wünschte mir immer eine Rutsche in dieser Schwimmhalle, da wir im Sommer vorher oft in Roßbach waren.
Im Ferienhaus war auch ein Heftchen mit Freizeitangeboten in ganz Dänemark, doch die waren entweder schon zu (Sommerländer) oder zu weit weg (Badeland in Aalborg z.B.), bis ich beim durchblättern die Fredericia-Hallen entdeckte. Dort war von einer Schwimmhalle mit 5-Meter-Sprungbrett die Rede und in diesem Jahr von einem "neuen subtropischen Badeland mit großer Rutsche". Mein Vater war damals überhaupt nicht für solche Bäder zu haben und die extreme Fülle von Roßbach schreckte ihn immer ab, wenn es hieß "Erlebnisbad", doch meine Mutter schaffte es tatsächlich, ihn zu überreden und so fuhren wir die 100km. Unterwegs dreimal verfahren und ein paar Streits später standen wir im Bad, was tatsächlich nur eine normale Schwimmhalle mit Sprungturm, aber ohne Rutsche war. "Das Badeland ist garantiert nur was für'n Sommer" hörte ich noch den Vater meckern, ich malte mir so aus "Wenn da subtropisch steht, ist das unlogisch, in Dänemark", aber gab ihm "offiziell" Recht. Sein schnippischer Kommentar war dann dementsprechend auch "Na aber jetzt nicht mir die Ohren vollmeckern, ich wusste das von vornherein."
Ich reagierte darauf aber nur mit dem 5-Meter-Sprungturm, der ja auch was feines war. Da wollte ich auch gerade hin, als ich durch eine Tür eine Rutsche erblickte und dort Menschen sah.
Also durch die Tür durch, und dann war ich damals der glücklichste Junge, den man sich wohl in Dänemark vorstellen konnte. Da standen 58 Meter weißes GfK von Klarer, die darauf warteten, von mir berutscht zu werden. Ich war für den ganzen Nachmittag so gut wie nirgendwo anders mehr zu sehen.
Aber mein Vater war alles andere als glücklich: Damals war in dem Bad noch Rauchen erlaubt und wir sind alle überzeugte Nichtraucher. Und es war so voll wie in Roßbach - man sah in diesem Spaßbadkomplex vor lauter Menschen kaum Wasser. Zwei Sachen, die er überhaupt nicht ausstehen kann.
Heute muss ich sagen, dieser Tag war für meine Eltern eine echte Quälerei. Aber für mich der Beginn einer Leidenschaft, die bisher durch nichts erschüttert werden konnte - selbst wenn ich immer wieder Zeiten hatte, an denen ich überhaupt keinen Nerv dafür hatte oder gar damit aufhören wollte.
Und mittlerweile finden sogar meine Eltern solche Bäder auch ganz gut. Sie sind ja heute nicht mehr so überfüllt. Mein Vater legt sich meist irgendwo hin und meine Mutter hat alles mögliche was blubbert oder Strömungen erzeugt für sich entdeckt. Rutschen kommen sie auch ab und zu mit.