Gestaltung: 2
Größe: 2
Beckenvielfalt: 2
Hygiene: 1
Temperatur: 2
Rutschen: 3
Umkleiden: 1
Personal: 2
Eintritt: 3
Gesamt: 2,1
Der Aquapalace Prag ist ja bekannt, im Aquapark Kladno bei Prag war Tuberides auch schon und zum Aquadream Barrandov haben wir hier im Forum auch irgendwo einen Bericht – aber kennt eigentlich jemand das Aquacentrum im Prager Stadtteil Šutka? Es wirbt mit „ungewöhnlichen Zick-zack-Rutschen“. Das macht doch neugierig!
Das Bad liegt am Rand eines steilen, grasbewachsenen Abhangs. Diese Landschaft trägt den Namen Troja. Von dort aus hat man einen tollen Blick auf Prag.
Von der U-Bahn-Station Kobylisy braucht man zu Fuß etwa 17 Minuten. Für Lauffaule fährt ein Bus.
Schon 1987 wurde an der Stelle eine Schwimmhalle geplant, aber nach der Wende kam es zu langwierigen Rechtssteitigkeiten darüber, wer das Grundstück bekommen soll, und der Bau verzögerte sich ebenfalls. Deswegen wurde das Aquacentrum erst 2012 fertiggestellt.
Eine Stunde und zwanzig Minuten kosten 125 Kronen (5 Euro). (In Tschechien werden zur Eintrittsdauer oft zwanzig Minuten zum Umziehen dazugerechnet, das steht nicht unbedingt in der Preistabelle.) Jede Minute Zeitüberschreitung kostet 1,5 Kronen (6 Cent). Eine Tageskarte kostet 350 Kronen (14 Euro). Man bezahlt die Saunalandschaft (zumindest laut Preistafel) auch gleich mit. Die Preise sind liegen damit für Tschechien über dem Durchschnitt. Eine Tageskarte brauch man hier aber nicht unbedingt.
Unter der Woche öffnet der Erlebnisbereich oft erst um 14 Uhr.
Die Umkleiden sind groß und sauber. Schränke werden wie üblich mit dem Chiparmband abgeschlossen.
Man merkt, dass das Bad noch nicht so alt ist. Ich hätte es sogar auf noch „jünger“ als 2012 geschätzt. Alles ist sauber und die Architektur ist modern. Es gibt keine richtige Thematisierung, aber es dominieren die Farben gelb und orange. Auf jeden Fall sehr angenehm.
Neben den Duschen befindet sich ein Dampfbad. Über eine Treppe geht es hoch zum Saunabereich in der ersten Etage. Weil ich den ja nun schon mitbezahlt habe, habe ich dort auch mal vorbeigeschaut. Ganz ohne Aufpreis geht das dann allerdings doch nicht: Aus hygienischen Gründen darf man in der Sauna kein eigenes Handtuch benutzen, sondern muss sich ein dünnes Handtuch vom Aquacentrum mieten. Das kostet 30 Kronen (1,2 Euro).
Der Saunabereich ist spiegelverkehrt aufgebaut. Es gibt zwei identische Saunen mit einer Temperatur von 85 Grad und zwei identische Kaltwasserbecken auf dem Dach. Das liegt daran, dass die Sauna an manchen Tagen komplett nach Geschlecht getrennt wird.
Allzu groß ist der Bereich also nicht, aber dafür dank der strengen Hygienevorschriften sehr sauber und entspannend.
Zurück nach unten. Im Sportbereich befindet sich ein Kursbecken in einem saparaten Raum und ein sehr großes 50-m-Becken mit Startblöcken. Leider ist die Luft hier recht kalt. Ich bin nur schnell fröstelnd durchgelaufen.
Der Erlebnisbereich ist dagegen angenehm temperiert.
Obwohl die Fläche hier nicht größer als z. B. im Aquapark Kladno ist, fühlt man sich nicht eingeengt. Die Atmosphäre ist sehr angenehm. Das liegt an den vielen Fenstern, den warmen Farben und daran, dass die Beckenlandschaft so verschachtelt und durchdacht auf zwei Ebenen aufgebaut ist.
Die obere Ebene dient eher der Entspannung. Dort befinden ein großer warmer Whirlpool und ein warmes Becken mit einer Schwallbrause, Sprudelliegen und einer Poolbar (geschlossen).
Die untere Ebene ist auf Erlebnis ausgelegt. Dort gibt es vor allem ein Erlebnisbecken, das zugleich als Rutschlandebecken dient. Eine kleine Düse an der Wand spritzt alle Besucher im weiten Radius nass. Der Strömungskanal ist relativ langsam, die Schaukelbucht bzw. das Selfmade-Wellenbecken in der Mitte ist recht groß. Wenn die Wellen überschwappen, landen sie nicht im Rest des Beckens, sondern bleiben als kalte Pfützen auf der „Flieseninsel“ liegen. Das ist das Einzige, was an der Beckenlandschaft nicht ganz durchdacht ist.
Eine Anmerkung zur tschechischen Sprache: Das Wort tobogán bedeutet Wasserrutsche, klar. Das Wort skluzavka bedeutet dagegen einfach nur so viel wie Rutsche. Wenn ein Erlebnisbad schreibt, es habe eine skluzavka, kann das alles Mögliche bedeuten: Eine Kinderrutsche, eine Breitrutsche, eine Multislide oder sogar eine kleine Freefall. Meistens irgendwas Offenes ohne Kurven.
Das Aquacentrum wirbt damit, zwei tobogány und drei skluzavky zu haben. Die skluzavky führen indoor von der oberen Ebene in die untere.
Die erste skluzavka ist eine blaue Breitrutsche ohne Wellen. Dort ergießt sich überschüssiges Wasser vom oberen ins untere Becken. Die Rutschoberfläche fühlt sich rau an. Das Ding ist lustig, man saust schön schnell abwärts und taucht tief ins Wasser ein. Wie die alte Breitrutsche in Linstow, nur vielleicht nicht ganz so steil.
Die zweite skluzavka ist eine gelbe Freirutsche, die offenbar aus demselben rauen Material wie die Breitrutsche modelliert wurde. Der Start hat eine Uhr. Die Bahn beschreibt im Prinzip nur eine lange S-Kurve und ist 30 bis 40 Meter lang, schätze ich mal.
In der zweiten Hälfte nimmt man durchaus Fahrt auf, macht Spaß. Am Ende landet man per Plumps im großzügigen, separaten Auslauf. Witziges Ding.
Die dritte skluzavka ist eine Breitrutsche für Kleinkinder, eine Mini-Version der blauen Breitrutsche. Das Kinderbecken ist generell eine Mini-Version der Beckenlandschaft, denn es hat auch zwei Ebenen (mit einer Rutsche dazwischen). Das obere Becken hat einen Kippeimer und eine Art Riesen-Wasserhahn.
Im Rutschenturm starten schließlich die tobogány. Die beiden Röhren sind laut Rutschanleitung 74 m lang, 9,5 m hoch und stammen von Sportakzent. Ich vermute allerdings, dass sie wie die Rutschen im Aquapalace eigentlich von Polin sind.
Der Rutschenturm ist sehr dick und ungewöhnlich konstruiert. Die Rutschen befinden sich nämlich zur Hälfte drinnen im Turm (die gelbe am Anfang, die rote am Ende) und zur Hälfte draußen.
Die gelbe Röhre vollführt einen flachen Jump, einen Linksbogen durch den Turm, einen Richtungswechsel und durchbricht die Wand. Dann wird man eine lange Helix hinabgesaugt und zum Schluss gibt es noch eine Gerade.
Die Röhre ist zwar nicht lichtdurchlässig, aber durch die großen Lichtspots wird es nie richtig dunkel.
In der Helix wird man zwar ganz flott, aber unter einer „ungewöhnlichen Zick-zack-Rutsche“ habe ich jetzt etwas mehr erwartet.
Die rote Black Hole macht draußen einen recht steilen Rechtsbogen, führt nach einem Richtungswechsel in den Turm…
...und vollführt dort eine Linkshelix und die finale Gerade.
Hier wechseln sich mehrmals kurze dunkle Abschnitte und bunte Tageslichtringe (Sind die nicht typisch Polin?) ab. Die Lichteffekte sind wirklich nicht besonders abwechslungsreich, aber immerhin ist diese Röhre noch ein ganzes Stück schneller als ihr gelber Kollge.
Am Ende münden beide Röhren per Plumps ins Erlebnisbecken. Dort kann man die anderen Gäste nassspritzen.
Obwohl drei Rutschen in dieses Erlebnisbecken münden, hatte ich nie das Gefühl, dass Kollisionsgefahr bestand. Wer immer das Bad geplant hat, er war sehr clever.
Die beiden Rutschen sind zwar relativ schnell, besonders die rote, aber einen richtig ungewöhnlichen Zick-zack-Verlauf haben sie dann doch nicht. Außerdem sind die Lichteffekte nicht sehr abwechslungsreich und die Fugen sind schlecht verarbeitet und zwicken am Rücken. Zwar noch nicht ganz so katastrophal wie etwa im Babylon Liberec, aber doch so, dass ich nach ein paar Runden die Lust verloren habe.
Fazit: Wer ein kleines gemütliches Bad sucht, um in Prag ein Stündchen zu entspannen, ist hier sicherlich goldrichtig. Wer aber gute Rutschen braucht, ist im Aquapalace oder im Aquapark Kladno viel besser aufgehoben.