Followup: GraftTherme mit neuer Kinderrutsche

  • Vor Jahren schrieb ich schonmal über die GraftTherme, und war damals ziemlich enttäuscht. Zwischenzeitlich war ich ein paarmal wieder da, vor allem auch, um den Saunabereich zu besuchen, da ich ja diesen Teil der Freizeitbäder mittlerweile auch für mich entdeckt habe. Schon diese Besuche konnten meine damalige Meinung von diesem Bad ein wenig umstimmen - denn dieser Bereich ist wirklich schön, und wenn man das Bad primär als Wellness-Anlage mit einem Freizeitbereich für zwischendurch und nicht als Freizeitbad mit Möglichkeit zum entspannen betrachtet, dann kann man es gut besuchen. Ich bin immer dann nach Delmenhorst gefahren, wenn ich nicht so zeitig aufstehen wollte, wie es für Nettebad, Wasserparadies oder Tropicana nötig ist.


    Nun hatten sich kurzzeitig einige Fliesen gelöst, was eine Sanierung des Erlebnisbereichs nötig machte. Im Zuge dessen entstand auch eine neue Kinderrutsche im Außenbereich, die die alte Breitrutsche ersetzt. Hierbei handelt es sich um eine vierbahnige Multi-Rutsche, die als Besonderheit aus verschiedenen Rutschentypen zusammengesetzt ist. Der Bahnverlauf ist in etwa der gleiche wie bei der alten Breitrutsche, mit einer markanten Bodenwelle, allerdings wurde diese leider etwas entschärft. Nichtsdestotrotz war ich von dieser Anlage wirklich überrascht.
    Sie ist laut Rutschanleitung nicht einmal direkt als Kinderrutsche ausgeführt, das Mindestalter ist hier mit 8 Jahren angegeben und der rote Schwierigkeitsgrad angekreuzt. Etwas übertrieben, wie ich finde, aber es ist auch ein Maximalgewicht von 120kg angegeben. Und das nicht ohne Grund.


    Die Abkürzung vom Außenbecken zum Start über die Außentreppe war wegen der aktuellen Witterung gestern gesperrt, man musste über den Rutschenturm gehen, was einen langen Weg bedeutete, um nach Landung nochmal zu rutschen. Aber hey, wenigstens ÖFFNET dieses Bad seine Außenrutsche auch im Winter. Das kann sonst nicht jeder von sich behaupten! Aber egal, einmal den Rutschenturm hoch, durch die Doppeltür nach draußen und ab dafür.


    Ganz rechts, direkt hinter der Tür, befindet sich die rote Bahn, welche aus Bahnteilen der klassischen offenen Aquarena-Großrutsche besteht. Der Einstieg ist allerdings der schmale, der bei den Mini-Halbschalenrutschen an ihren Water-Playhouses benutzt wird. So ist es nur mit etwas Übung möglich, mit Schwung zu starten, was aber auch Absicht ist. Diese Bahn ist ein klein wenig steiler als die anderen, und mit besagtem Schwung und Dreipunktlage hat man hier eine waschechte Mini-Freefall, mitsamt abheben von der Rutschfläche. Der Landebereich ist hier ziemlich kurz, so dass man auch mal mit den Füßen am Becken anstoßen kann. Die 120kg-Begrenzung ist hier durchaus sinnvoll. Für mich ist diese Bahn jetzt das heimliche Highlight in der GraftTherme.
    Links daneben die grüne Bahn, sie besteht aus Elementen des body2racer. Sie ist etwas flacher, dafür kann man hier scön Wettrennen veranstalten. Diese Anlage ist die kinderfreundlichste, nichtsdestotrotz kann man auch hier mit der richtigen Technik ordentlich Fahrt aufnehmen und mit einer Fontäne unten einschlagen.
    Ganz links, die blaue Bahn, ist eine Kinderturborutsche. Auch diese hat den Einstieg der Water-Playhouse-Rutschen und es ist aufgrund des teilweise geschlossenen Startelements nicht möglich, mit Schwung zu starten. Hier ist der Anfang wieder steiler, der Huckel allerdings weiter, so dass man nicht abhebt, sondern mit für die geringe Starthöhe von ca. drei bis vier Metern hoher Geschwindigkeit durchheizt. Im unteren Teil gibt es Daylight-Ringe, von denen man aber nichts mitbekommt, da gleich darauf die Landung folgt.


    Diese Anlage ist eine wirklich schöne Ergänzung des Bades und um Welten besser als die alte Breitrutsche. Jetzt fehlt nur noch die Vervollständigung des großen Rutschenturms, denn leider ist die oberste Etage immer noch leer, und er macht immer noch den selben unfertigen Eindruck. Laut Aussage des Personals soll dort aber definitiv noch eine weitere Rutsche hinkommen, da hoffen wir mal, dass das auch was schönes wird, und dass es nicht weitere 5 Jahre dauert. Allerdings ist das Bad in seiner Selbstpräsentation angenehm bescheiden geworden. So wird die neue Rutsch-Anlage nicht werbewirksam als "vier Rutschen" verkauft, sondern tatsächlich als eine Rutsche mit vier Bahnen. Auch ansonsten hält hier endgültig die norddeutsche Ehrlichkeit und Bescheidenheit Einzug. Das merkt man auch an der Kundenfreundlichkeit. Da gestern der Sportbereich wegen eines Wettkampfs gesperrt war und ursprünglich nur stündliche Aufgüsse stattfinden sollten (bis später doch alle Mitarbeiter da waren und alles planmäßig lief), senkte man kurzerhand den Sauna-Eintrittspreis von 23,50 auf 18 Euro. Ein feiner Zug, wovon sich andere eine fette Scheibe abschneiden können.
    Gut, für ein Stadtbad sind 23,50 mMn recht teuer, allerdings muss man dem Bad auch zugute halten, dass hier Aufgüsse alle 30 Minuten stattfinden, und die meisten davon nicht nur Standard " etwas Duft auf den Ofen und ein bisschen mit dem Handtuch rumfuchteln" sind. Es finden mehrmals Natur-Aufgüsse mit Birken-, Eichen- und Eukalyptus-Weniks statt, zweimal am Tag ist Klangschalen-Zeremonie mit Verräucherung von "Palo Santo", es gibt einen Frucht-Aufguss mit Obstteller und einen Eis-Aufguss mit Wassereis zum lutschen, und mehrmals auch lange Aufgüsse mit vier Runden und Pause zwischendurch, wo Honig, Salz oder Schokocreme zum Einreiben verteilt wird. Nicht zu vergessen, dass es im Saunabereich zwei warme Becken gibt - eines mit Sprudelliegen und Gegenstromanlage und ein Solebecken mit Massagedüsen.


    Also: Die GraftTherme hat sich sehr zum positiven gemausert über die Jahre, und die anfängliche Enttäuschung ordne ich mittlerweile in die Rubrik "Startschwierigkeiten" ein. Jetzt noch den Rutschenturm vervollständigen und die Region Bremen hat endlich wieder ein größeres, vielfältiges Bad auf Nettebad-Niveau, das eine solche Region mMn braucht.