Ich durfte von Dienst wegen vorletzte Woche wieder nach Leuven reisen und hatte dadurch auch ein Wochenende Freizeit, das ich für je einen Besuch in der Sportoase Duinenwater in Knokke und im S&R Rozebroeken in Gent nutzte.
Ich fange mal bei Knokke an. Das Bad erschien mir als sehr übersichtlich - im Grunde besteht es aus drei Hallen, der Schwimm-, der Erlebnis- und der Rutschenhalle. Die Schwimmhalle habe ich mir nur von außerhalb des Wassers angesehen, da hier lediglich (IIRC) zwei oder drei Bahnen des 25m-Beckens für den öffentlichen Betrieb freigegeben waren, und dort bereits einige Badegäste sportlich aktiv waren. Und da ich eher einen Schwimmstil wie die berühmte "MS Tosca" habe, entschied ich mich, die Sportler unter sich zu lassen.
Das Erlebnisbecken hat mich hingegen überrascht. Mich erinnerte das Bad sehr stark ans Freizeitbad Vegesack, wenn man sich aus letzterem mal das nervige Publikum wegdenkt. Hier war man auf kleinstem Raum extrem kreativ, hat alle möglichen Attraktionen eines Erlebnisbecken, inklusive Wellenmaschine, auf kleinstem Raum untergebracht. Am Beckenrand hatten sogar noch ein paar Textilsaunen und ein Dampfbad Platz, auch wenn das für mich kein vollwertiger Saunabereich war - zum einen, weil es eben Textilsaunen waren, zum anderen, weil es keine Aufgüsse gab, nicht mal automatische. Außerdem war die Temperatureinstellung für mich etwas seltsam - die "finse sauna" hatte gerade einmal um die 65 Grad, während die "zoutblokken sauna" - also die Salzsauna - auf 80 Grad eingestellt war. Verkehrte Welt, aber das zählt wohl in die Kategorie "Andere Länder, andere Sitten". Dass der Saunaofen hinter einer Holzverkleidung versteckt wurde, wirkte auch seltsam auf mich. Aber ich will nicht meckern - zum kurzen Verschnaufer zwischen den vielen Rutschdurchgängen waren mir diese Textilsaunen durchaus willkommen.
Das ist auch eine gute Überleitung zum Rutschbereich. Der hat mich vollends überzeugt. Zum einen war das Wasser angenehm kühl - ich mag auf Rutschen im allgemeinen lieber eher kaltes Wasser - und zum anderen gab es hier ein paar echte Alleinstellungsmerkmale.
Meine Lieblingsrutsche war hierbei die Wormhole - eine Cone Slide, die als Bodyslide benutzt wird! Ich rutsche - sofern es erlaubt oder geduldet ist, oder niemand meckert - Reifenrutschen gern ohne Reifen, und habe dabei schon so manche Schätzchen entdeckt. Zum Beispiel gibt der Crazy River im Aqualand Köln eine grandiose Wildwasserbahn ab, wenn man ihn ohne Reifen auf dem Bauch rutscht. Auch der Captain's Canyon im AquaMagis ist ohne Reifen viel spaßiger als mit. Und hier ist das sogar so gewollt! Viel erwartete ich von der Rutsche nicht, obwohl sie im Tuberides-Bericht schon in den höchsten Tönen gelobt wurde - die Jungle Cone in Herford macht zwar auch Spaß, aber es ist doch eher eine Familienrutsche. Aber sie hat mich wahrlich überrascht. Das fing bereits beim ersten Rechts-Links-Schwenk an, bei dem ich mit der richtigen Technik bereits von der Bahn abhob. Die Helix danach brachte überraschend viel Speed, und dann der erste Cone. Hammer! Ich überschlug mich beinahe bei jedem Durchgang! Das seitliche Bewässerungsrohr wurde mittlerweile entfernt, und wenn es noch da gewesen wäre, hätte ich es bestimmt auf meiner Fahrt nach unten mitgenommen. Danach gab es eine kurze Röhre in den zweiten Cone, der bei mir weit weniger heftig war als der erste, aber ich spürte, dass er unten etwas angeraut wurde, und durch die spärliche Beleuchtung konnte man schemenhaft eine Art "Bremsmatten" ausmachen, die in den Trichter einlaminiert wurden. Der Schwierigkeitsgrad wurde auch wieder auf "Leicht" geändert, was ich aber nachwievor für unangebracht halte. Mindestens "Mittel" müsste hier angekreuzt sein. Aber ich vermute sowieso, dass der Schwierigkeitsgrad bei Rutschen eher gewürfelt wird. Die Fugen waren hier durchgehend in Ordnung. Stellenweise etwas rumpelig, aber durchaus im üblichen Rahmen.
Daneben dann das Kontrastprogramm - die Family Slide. Eine Black Hole, die eigentlich ein interaktives Effektprogramm haben sollte. Es gab auch einen Touchscreen am Einstieg, aber der reagierte nicht auf Eingaben. Stattdessen wurde immer nur ein Leuchtprogramm abgespielt - die LED-Beleuchtung blinkte gelb und blau im Wechsel. Aber gut, das war sowieso nur eine ganz normale Black Hole, wie es sie mittlerweile zu hundeten gibt. Man konnte - da es auch kaum Richtungswechsel gab - mit der Dreipunkttechnik recht flott werden, aber für mich war das nur die "Zwischendurchrutsche". Die Fugen hier waren geringfügig schlechter als auf der Wormhole, aber auch immer noch OK. Ich würde sagen, Level "Heveney Witten, Kemnader Blitz".
Rechts daneben wurde es wieder interessant - die Trichterrutsche "Vortex". Meine erste Boer/Wiegand-Maelzer-Vortex, und aufgrund des geringen Besucheraufkommens zumindest am Vormittag fast immer "walk on". Klasse fand ich, dass es hier Lichteffekte gab, was ja bei einer Speedrutsche nicht alltäglich ist. Auch der Trichter wurde gekonnt in Szene gesetzt, und auch wenn dieser recht flach war - in etwa mit dem Innentrichter in der Therme Erding vergleichbar - schaffte ich es, bis zu drei Runden zu drehen. In der Röhre hat man die Fugen hier offensichtlich ausgebessert, da sich diese wie Watte rutschte, aber im Trichter waren sie noch deutlich zu spüren. Nach mehreren Durchgängen spürte auch ich hier ein leichtes Ziepen am Rücken, was aber noch im Bereich des erträglichen war. Man merkte es vor allem dort, wo sehr große Nähte waren, am Übergang von der Unter- zur Oberseite des Trichters. Hier schlossen die Bahnteile nicht ganz bündig ab, was dann etwas an eine alte Eisenbahnstrecke, oder die alte A9 nach Berlin zu DDR-Zeiten erinnerte.
Die letzte der vier großen Rutschen war die Superspeed. Eine ca. 40m lange Turborutsche auf 10m Höhe, was sich erstmal ganz ordentlich anhört, aber trotzdem fand ich diese Anlage recht homogen und "sanft". Sie war wohl vor allem wegen ihres Anblicks die am wenigsten frequentierte Rutsche, denn IMHO waren die Vortex und die Wormhole weitaus intensiver.
Zur Breitrutsche nur eins: "Aua". Ich bin ja kein großer Fan dieses Rutschentyps, aber weil das auch noch die bisher am schlechtesten verfugte Breitrutsche war, die ich bis dato kenne, blieb es auch bei drei Durchgängen meinerseits.
Am nächsten Tag ging es dann nach Gent ins S&R Rozebroeken. Da ich wieder in Leuven war, war auch das mit dem Zug kein Problem - knappe 90min mit dem IC und ich war in Gent St. Pieter, und dann noch eine Station mit einem anderen Zug nach Dampoort, und dann noch ca. 1,5km laufen.
Dieses Bad war viel größer als die Anlage in Knokke, und dadurch auch viel anonymer, und es ging eher in Richtung "Abfertigung". Ich empfand es nicht so ungemütlich wie in Plettenberg oder in Brüssel, aber auch nicht so schön wie in Knokke. Das 50m-Becken war nur eingeschränkt verfügbar - im vorderen Bereich war irgendein Animationswettbewerb mit entsprechend lauter Musik, und der hintere Bereich war in zwei 25m-Abschnitte geteilt, in denen wieder einmal die Sportschwimmer unter sich waren, die ich nicht stören wollte.
Der Erlebnisbereich war hier in den Wellnessbereich mit Textilsaunen eingegliedert, allerdings war das entspannen nur vormittags einigermaßen möglich, da dieser eher sehr warme Bereich ab dem frühen Nachmittag geschlossen von der "Krass-Konkret"-Fraktion von Gent und Umgebung in Beschlag genommen und deshalb fortan von mir gemieden wurde.
Die Rutschen waren aber uneingeschränkt verfügbar, also erst einmal einen Reifen geschnappt und rauf auf die Magic Tube. Es gibt mittlerweile nur noch Doppelreifen, auch für Einzelpersonen, und die meisten waren entweder komplett platt, oder so labberig, dass das Rutschen damit keinen Spaß machte. Erwischt man aber einen, der einigermaßen in Ordnung ist, dann erlebt man eine durchaus rasante Rutschpartie, einmal hat es mich auch aus dem Reifen geworfen. Die Rutsche ist offiziell auch ohne Reifen zugelassen, und dann wird es durch das ovale Profil erst richtig ruppig. Meiner Meinung nach ist die Magic Tube die bessere Magic Eye.
Die Black Hole fand ich gleichzeitig gut und auch enttäuschend. Es ist eine Klarer Black Hole, aber sie rutscht sich so homogen und "harmonisch" wie eine Aquarena/Hartwigsen neuerer Jahrgänge. Man kann vor allem gegen Ende mit Dreipunkttechnik richtig schnell werden, aber ich vermisste die ganze Zeit die typischen heftigen Klarer-Black-Hole-Schleuderkurven samt Abheben von der Rutschfläche, wie in Osnabrück, Erding oder Plettenberg. Im Vergleich mit Black Holes in Deutschland fallen mir hier als erstes die Anlagen im Delfin Diepholz und im Taubertsbergbad Mainz ein.
Aber mein eigentlicher Besuchsgrund waren sowieso die Wildwasserbahnen, und wegen dieser war der Besuch ein voller Erfolg. Die niedrigere und längere der beiden Bahnen heißt "Rustige Baan", also "ruhige Bahn" und ihr Name ist Programm - man wird wie in einem Strömungskanal in gemächlicher Fahrt nach unten gespült. Für zwischendurch aber auch ganz in Ordnung. Ich würde sie in etwa auf dem Level der Wildwasserbahn im Arriba Norderstedt oder im Midsommerland Hamburg auf der schwächsten Stufe einsortieren.
Die "Spektakelbaan", in welche man direkt vom Auslauf der Black Hole aus gelangt, war bedeutend wilder. Auf dem Bauch wurde man zügig und nahezu non-stop durch den Kanal gezogen, während man auf dem Rücken alle paar Meter überspült und nach unten gezogen wurde. Toll fand ich, dass es hier keine Zwischenbecken im eigentlichen Sinne, sondern nur Abschnitte verschiedener Wassertiefe gab, in denen man schon mal die Orientierung verlieren konnte. In Deutschland kommt da wohl am ehesten die ehemalige Bahn in der Rennsteigtherme Oberhof heran (möge sie in Frieden ruhen), oder die noch existierende Anlage im Celler Badeland, bevor sie renoviert und mutmaßlich entschärft wurde. Die Krönung war dann aber die "Finalrutsche", die sich an beide Bahnen anschließt. Leider muss man hierfür aufstehen und über einen Hügel klettern, besser hätte ich es gefunden, könnte man sich direkt aus dem Wasser in die Bahn ziehen. Nach einem langen Linksbogen kam das seltsame Trichterelement, das meinen All-Time-Auslauf-Award gewinnt! Hier muss man sich nämlich zu den beiden senkrechten Metallstangen spülen lassen und sich an ihnen heraus ziehen. Ein deutscher TÜV-Prüfer würde hierbei wohl auf der Stelle nach hinten tot umfallen, vor allem, weil diese Bahn auch von kleinen Kindern in Begleitung mit ihren Eltern benutzt wurde - aber das auch ohne Zwischenfälle. Vielleicht sollte man sich mal überlegen, ob dieses übertriebene deutsche in-Watte-packen nicht doch eher kontraproduktiv ist. Mir fällt dazu immer wieder dieser Text ein: http://www.welt.de/welt_print/…e-ueberleben-konnten.html - auch wenn ich entgegen der Quelle auch nach 1978 geboren wurde, kenne ich das alles noch sehr gut!
Alles in allem ein geniales Wochenende, das mit dem besten mir bekannten Stoofvlees im "L Café" und extrem leckeren Miesmuscheln im "de Kansel" gebührend abgerundet wurde.
Beide Bäder haben mir gut gefallen, allerdings fand ich die Sportoase Duinenwater in Knokke besser - in Gent gibt es zwar die tollen Wildwasserbahnen, aber dafür war das Publikum und die Gesamtatmosphäre in Knokke um Welten angenehmer.