Das Jahr neigt sich dem Ende und damit beginnt auch wieder die alljährliche Hochsaison der Jahresrückblicke. Darum darf natürlich einer der nassen Sorte nicht fehlen. Was war euer Bäderjahr? Wart ihr zufrieden, was ist euch besonders aufgefallen - im positiven wie im negativen, gibt es bestimmte "Schlüsselerlebnisse"? Welches war das beste, welches das schlechteste Bad? Es gibt keine vorgegebene Schablone, schreibt einfach alles, was euch zu 2015 und Bädern einfällt.
Im negativen Sinne stechen bei mir besonders das AquaMagis und das Europabad hervor. Die Sache mit der Rutschensperrung wegen des Drehkreuzdefekts wurde hier ja schon weitgehend diskutiert, und ich bin immer noch der Meinung, dass so etwas nicht passieren darf, wenn sich das Bad so präsentiert, wie es das tut. Vor allem, weil ich später im Jahr noch live mitbekommen durfte, dass es durchaus auch anders geht.
Beim Europabad war es die Fülle. Ich habe noch nie ein derartig überfülltes Bad gesehen. Nachdem ich 30 Minuten in der Warteschlange zur Green Viper stand und gefühlte drei Meter voran gekommen war, rutschte ich die Aqua Rocket und den Wildwasserfluss (auch dort 10min Wartezeit!) und verließ das Bad entnervt wieder. Auch wenn es August und damit Hauptferienzeit war - Sorry, das geht GAR NICHT! Wenn das Bad so dermaßen überlaufen ist, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man baut viele Rutschen, die wahre Kapazitätsmonster sind, und nicht so Gurken, wo gefühlt jede Minute einer starten kann. Oder man schaut sich die Eintrittspolitik von den Briten ab. Dort muss man - zumindest zu Stoßzeiten - Besuche, die länger als zwei Stunden sind, online vorreservieren. Besucher ohne Reservierung werden nur herein gelassen, wenn eine gewisse Besucherzahl noch nicht erreicht ist, müssen im Zweifel draußen warten, und bekommen dann auch nur zwei Stunden Badezeit.
Glücklicherweise war der Rest des Bäderjahres für mich überwiegend positiv, vor allem erlebte ich auch häufig sehr überraschende Dinge, die ich von einigen dieser Bäder nie erwartet hätte.
Zum einen wäre da das Freibad in Geesthacht bei Hamburg. Wie dort mit Defekten umgegangen wird, wie das Personal für das Bad einsteht und wie das Bad allgemein geführt wird, verdient meinen allergrößten Respekt! Dort fiel im Juni die Pumpe der Rutsche aus. Die Ersatzpumpe kam jedoch durch den Poststreik nicht schnell genug an. Aber man legte hier nicht die Hände in den Schoß, fügte sich der "höheren Gewalt" und zuckte mit den Schultern. Nein, man verhandelte mit dem Hersteller und ließ sich parallel eine zweite Pumpe mit UPS schicken, um die Rutsche schnellstmöglich wieder in Betrieb nehmen zu können. Ich war auch einmal in der Hauptbesuchszeit, den Sommerferien, an einem sehr, sehr heißen Tag dort, als es sehr voll war. Trotzdem war es dort sehr gesittet, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Badeordnung nicht nur den Stellenwert einer Londoner Fußgängerampel hat. Anstatt hier bei Fehlverhalten Attraktionen einfach zu sperren und den Störenfrieden sogar in ihrem Getue noch freien Lauf zu lassen, wird Problempublikum konsequent herausgeworfen. So muss das sein! Entsprechend Personalpräsenz ist im Notfall auch da. Außerdem sah das Bad bei meinen Besuchen immer wie aus dem Ei gepellt aus.
Zum anderen ist das Wasserparadies in Hildesheim erwähnenswert. Bei meinem Besuch fielen drei Saunaöfen und zwei Whirlpools aus. Es war ein Sonntag, und da dachte ich mir, ok, wenn man das im Sauerland nicht hinbekommt, dann muss ich hier in einem kleinen Stadtbad, das schon in Hannover kaum einer mehr kennt, noch mehr Abstriche machen. Außerdem ist dieses Bad schon etwas in die Jahre gekommen, was man ihm stellenweise auch ansieht. Aber falsch gedacht. Hier GIBT es den Techniker-Bereitschaftsdienst, und hier WURDE zum SONNTAG an den Whirlpools gearbeitet, und zwei der drei Saunaöfen konnten notdürftig zum Nachmittag in Betrieb genommen werden. Einer der Whirlpools war dann auch im Laufe des Tages wieder benutzbar, wenn auch nur mit kaltem Wasser. Das Personal wusste meisterhaft mit den Einschränkungen umzugehen - in der Erdsauna funktionierte nur einer der beiden Öfen, trotzdem stand der Aufguss dort der "Normalvariante" in nichts nach. Was der Ofen nicht brachte, improvisierte man einfach durch subjektives Empfinden mit mehr Wasser, Eispackungen auf dem Ofen und Mentholkristallen. Solch gute Saunameister findet man leider nur selten.
Das beste Bad 2015 ist für mich das Heveney in Witten. Zumindest im Sommer ist der Saunabereich der vielfältigste, den ich kenne, und ist durch die vielen FKK-Bademöglichkeiten auch für Nicht-Saunagänger, die aber gern hüllenlos baden, eine Empfehlung. Die Rutschen haben mir viel Spaß gemacht und besonders die Außenrutsche war ein Highlight. Das Innenbecken verdient noch einen Extrapunkt für Kreativität, da die massive Holzdecke diesen schönen Retro-Charme versprüht, der mir so gut gefällt, und außerdem ihre geringe Höhe das Innenbad etwas wie eine unerforschte Höhle erscheinen lässt. Besonders schön fand ich die Bucht mit den Wasserkanonen, die unter dem Fußweg liegt, der zum Bad führt. Und dann noch Schweinshaxe in der Badgastronomie, und Frankenheim Alt und Schlösser Alt vom Fass. Need I say more? Ein Bad, das ich definitiv nicht zum letzten Mal besucht habe.
Ansonsten hat sich durch diese Erlebnisse mein Bäderfokus geändert. Fand ich es früher immer etwas ungerecht, dass wir im Nordwesten nur kleine Stadtbäder und ein paar Wellness-Oasen bekommen und die großen Spaß- und Rutschtempel immer nur nach Süddeutschland oder NRW kommen, bin ich mittlerweile dafür dankbar. Im Gegensatz zur Therme Erding, wo kein Weg dahin führte, mal kurz auf den Außenrutschen rutschen zu dürfen, weil es unter 25 Grad Lufttemperatur waren, öffnete man mir wie selbstverständlich im Rheinstrandbad Rappenwört und im Freibad am Bürgerpark in Braunschweig die Rutschen während meines gesamten Besuchs, obwohl ich stellenweise der einzige Badegast war! Im Freibad Lauenburg schaltete man auf meine Nachfrage auch zeitweise alle Wasserattraktionen im Erlebnisbecken an.
Und während man in Plettenberg mit Schulterzucken auf die anderen Rutschen verwies und nach meiner Erwähnung von Netphen einfach sagte „Dann gehen Sie eben da hin“, rückte in Hildesheim wie selbstverständlich auch zum Sonntag das Reparaturkommando an, um die ausgefallenen Anlagen zumindest notdürftig in Stand zu setzen, bis sie in der Woche dann richtig repariert werden konnten.