Ich hatte jetzt kurzfristig ein paar Tage Urlaub und war in diesem Rahmen am letzten Wochenende im Heveney in Witten. Der Tuberides-Bericht ist schon einige Jahre her, und zwischen diesem und meinen Erlebnissen gibt es doch einige größere Unterschiede, so dass ich hier mal meine Erlebnisse schildern möchte.
Der Umkleidebereich war bei meinem Besuch sehr sauber. Auch an den sanitären Anlagen hatte ich nichts auszusetzen. Am Samstag war in den Toiletten im Bad-Bereich zwar zeitweise breitgetretenes Toilettenpapier am Boden, welches aber schon bei meiner nächsten "Pinkelpause" weggeräumt war.
Über Einschränkungen wird konsequent und prominent an allen Stellen hingewiesen, so kam es am Samstag aufgrund von Krankheit zum Ausfall einiger Aufgüsse im Saunabereich. Darauf wies aber bereits ein Schild direkt am Drehkreuz zum Saunabereich hin.
Die Fugen der Rutschen wurden ebenfalls offensichtlich ausgebessert. Diese werden im Tuberides-Bericht als unangenehm beschrieben, ich hatte daran nichts auszusetzen. Sie waren stellenweise etwas rumpelig und ruppig, aber nie schmerzhaft. Ich würde die Qualität der Rutschen eher im üblichen Bereich für Stadtbäder ansiedeln. Wo ich mit Tuberides konform gehe ist: welche Rutsche die beste ist, nämlich die Anlage im Freibad. Diese Bahn sieht zwar so aus, als ob sie im schlechtesten Zustand von allen wäre, da die vielen Flicken an eine dänische Landstraße erinnern, allerdings rutscht sie sich auch wie eine: Butterweich! Man glaubt es kaum, wenn man über die vielen ausgebesserten Segmente rutscht, aber diese Anlage ist, was ihre Rutschqualität angeht, die beste der drei. Auch ihr Bahnverlauf ist klasse - sie fängt erst recht familienfreundlich an, mit eher gemütlicher Geschwindigkeit und sanften Richtungswechseln, aber spätestens ab der zweiten Helix wird sie richtig gut. Da sich hier der Kurvenradius verengt, spürt man gerade in Dreipunktlage für eine Freibadrutsche recht starke G-Kräfte. Die Slalomstrecke am Ende mit dem recht heftigen Einschlag ins Landebecken tut ihr übriges dazu - eine tolle Rutsche, und wieder ein Beweis, dass man keine Trichter, Touchpoints, Schlangenköpfe, Infinity Jumps oder sonstwas braucht, um eine gute Rutsche zu bauen. Wer sein Handwerk versteht, kann auch aus einer einfachen Freirutsche eine wahre Spaßmaschine machen. Und die Jungs von Roigk verstanden ihr Handwerk! Übrigens bestätigt diese Rutsche meine persönliche Meinung von Roigk: Ich kenne nach wie vor nur eine einzige schmerzhafte Roigk-Rutsche, alle anderen mir bekannten Exemplare sind mindestens akzeptabel, und fast alle haben wirklich gute Layouts. Schade, dass Roigk keine Großrutschen mehr baut.
Die Reifenrutsche, der Kemnader Donner, hat auch ihre Berechtigung. Sie ist tatsächlich lahm. Aber dadurch eignet sie sich super für Einsteiger und Personen, die sich noch nicht auf größere Rutschen trauen. Durch den riesigen Röhrendurchmesser kommt man sich beim rutschen dazu vor wie eine Ameise, oder wenn man schon größer ist, fühlt man sich vielleicht an seine Anfangszeit erinnert, als man vielleicht noch ein kleines Kind war und einem jede Rutsche so gigantisch vorkam. Da ist es auch egal, wie langsam und unspannend die eigentliche Rutschpartie ist. Ich hatte auf dieser Bahn zwischendurch auch mal meinen Spaß, eben wegen des Rutschgefühls.
Die obere Röhrenrutsche, der Kennader Blitz, ist hingegen bisher die beste noch existierende Bodyslide-Röhrenrutsche im 1400er-Durchmesser, die ich kenne. Die alte Black Hole im H2O Herford fand ich noch einen Tick besser, aber diese hier ist verdammt nah dran. Mit ordentlich Schwung und Dreipunktlage wird man hier dank des recht spärlichen Wasserflusses verdammt schnell und schwingt auch in den Richtungswechseln schön nach oben - sogar mehr als auf dem Promoplast-Erbe "Bounty Raft" im Océade! Auch diese Rutsche besticht vor allem durch ihr geniales Finale - man schwingt in einen engen Linksknick und gleich darauf folgt ein Jump, auf dem man abhebt und mit Karacho im Landebecken einschlägt. Meiner Meinung nach auch eine Top-Rutsche.
Weiterhin hat mir auch der Innenbereich gut gefallen, das verzweigte Erlebnisbecken mit dem Ausläufer in eine Art Grotte im hinteren Bereich, in die die Fußgänger von oben hinein schauen können, ist mal was anderes. Die vielen starken Wasserkanonen in diesem Bereich tun ihr übriges.
Darüber hinaus verdient die Badgastronomie, die von der Gaststätte "Möwennest" betrieben wird, eine besondere Erwähnung. Eine ebenbürtige Badgastronomie habe ich bisher nur im Saunabereich des H2O Herford erlebt. Ich esse für mein Leben gern Schweinshaxen, und genau dieses Gericht steht hier auf der Speisekarte! Und die ist dazu noch richtig gut! Wichtig ist aber, dass man ausdrücklich verlangt, dass sie etwas länger am Grill gelassen wird. Haut und Schwarte muss richtig hart sein, und das Fleisch schön fest. Dazu gibt es eine seltsame Beilage namens "Sauerkrauteintopf", die ich vorher noch nie gesehen hatte. Das sieht aus wie Kartoffelstampf mit untergerührtem Sauerkraut und Schinkenspeck-Würfeln. Sehr ungewöhnlich und seltsam, aber geschmeckt hat es richtig gut. Auch bei den Getränken war ich erstaunt - Frankenheim Alt vom Fass! Als Ergänzung dazu gibt es in der Saunabar Schlösser Alt und Brinkhoffs No. 1 vom Fass. Die Softdrinks kommen von Sinalco. Die haben Geschmack, das muss ich ihnen lassen!
Was auf Tuberides gar nicht erwähnt wurde (aber auch nicht Gegenstand dieser Seite ist), ist der Saunabereich. Dieser kann es fast mit dem im H2O Herford, und locker mit dem im Tropicana Stadthagen aufnehmen. Eine solche Vielfalt an Saunen und Wasserangeboten für FKK-Freunde findet man selten in einem Freizeitbad, noch dazu in einem Stadtbad! Hier gibt es ganze drei(!) unterschiedliche Becken zum Baden - ein großes Warmbecken aus Edelstahl mit Sprudelsitzen, ein kaltes Becken ohne Attraktionen und ein doppeltes Solebecken. Dieses ist in Form von konzentrischen Kreisen ausgeführt, im äußeren Bereich gibt es sogar einen kleinen Strömungskanal, den ich aber nicht in Aktion gesehen habe. Ich vermute, dass dieser dann in Betrieb ist, in denen dieses Becken normal in Badekleidung nutzbar ist (dafür gibt es besondere Zeiten). Im Zentrum kann man über eine Leiter in ein etwas höher gelegenes, zweites Solebecken mit Sprudelsitzen steigen und so das Treiben im übrigen Saunabereich beobachten.
Die Schwitz-Angebote sind hier ebenfalls vielfältig - es gibt vier(!) Aufguss-Saunen, in denen halbstündlich(!) Aufgüsse durchgeführt werden, zwei Dampfbäder - eines mit regelmäßigen Salzpeelings, ein zweites mit automatischen Erlebnisprogrammen (konnte ich aber nicht erleben, da ich nie zum Programmwechsel da war und man während der Laufzeit nicht eintreten durfte), eine 100°C-Erdsauna mit echter Holzbefeuerung und eine "Stollensauna", die mit Erdwärme aus einer alten Zeche erwärmt und wie ein Bergwerksstollen gestaltet ist.
Die Aufgüsse werden ebenfalls sehr gut gemacht - es gibt vielfältige Düfte, zu einigen Aufgüssen auch mal Wassereis (Bussy Kratzdrink) und es wird mit verschiedenen Techniken gewedelt, von sanft bis brütend heiß ist alles dabei. Als eine Faustregel gilt: Die Aufgüsse in der Außensauna - in der man sich auch unterhalten darf - sind in der Regel die sanfteren.
Mein Fazit: Es ist heutzutage selten, dass mich ein Freizeitbad richtig begeistert, und nur wenige schaffen das auch wirklich nachhaltig. Aber das Heveney hat es geschafft. Und es gehört auch zu den Bädern, die ich definitiv wieder besuche. Eine wahre Perle der deutschen Bäderlandschaft und eine der Überraschungen dieses Jahr für mich.
An dieser Stelle noch ein Tipp, wenn jemand von euch außerhalb der Region wohnt und eine mit ÖPNV gut angebundene Basis für eine Freizeitradtour braucht: City-Hotel Deutsches Haus in Hagen. Ein zwar etwas in die Jahre gekommenes, aber sehr gemütliches und ordentliches Stadthotel, nahe am Hauptbahnhof mit sehr freundlichem und zuvorkommendem Personal und einem super-leckeren Frühstück. Aber man sollte unbedingt ein etwas teureres Komfort-Zimmer nehmen, da die Standardzimmer nach vorn zur Straße raus sind und es da sehr laut ist.