Zusammenfassung DIN EN 1069 Wasserrutschen

  • Hallo zusammen,


    wir haben ja immer wieder Diskussionen über einige Themen wo sich immer wieder darauf bezogen wird das dies Vorschrift sei.
    Da mir nie jemand mit Gewissheit sagen konnte das dies so richtig ist, bin ich in meinem Urlaub zur Uni Wuppertal gefahren und habe mir in der dortigen DIN Auslage mir unsere DIN EN 1069 über Wasserrutschen angesehen. Ein 58 Seitiges Dokument plus über 40 Seiten Hinweise.


    Es war sehr aufschlussreich und einige Erkenntnisse möchte ich mit euch teilen.


    Es gibt im Abschnitt 3.3 die Divination einer Wasserrutsche, die besagt, dass sie mittels Schwerkraft und mit Wasser als reibungsminderer mit oder Ohne Hilfsmittel benutzt wird. Als Ausnahme wird direkt erwähnt das auch ein schieben, z.B. mit Wasserdruck erlaubt ist.


    Dann gibt es 10 ober Typen von Rutschen, die zum Teil unterteilt sind. Typ 1 und 2 behandeln Kinderrutschen, Typ 4.5 unsere Turborutschen, die demnach ein Durchschnittsgefälle von 20% haben müssen und schneller als 14 m/s sind.
    Am interessantesten war Typ 10. Merkmale, eine runde Schüssel, in der spiralförmig gerutscht wird und man am ende in eine Röhre gelangt oder man in ein Becken fällt. Dieses Becken wir später so definiert das dieses ein Meter mehr Radius haben muss als die Öffnung des Trichters. Von extra Aufsicht wird nicht gesprochen.


    Abschnitt 5 behandelt das Material, es werden später genaue Bezeichnungen der Materialien genannt und es wird von nicht rostende Stählern abgeraten. Wegen Spannungsrisskorrosion, dies kann jedoch mit regelmäßiger Kontrolle und mehr Pflege ausgeglichen werden.
    Generell sind allerdings alle erlaubt, sie müssen nur hohe Luftfeuchtigkeiten abkönnen, in einer korrosiven Umgebung stand halten und nicht für Bakterienbildung förderlich sein.


    7.1 Empfiehlt das der Rutscher dauerhaft in Kontakt bleibt mit der Rutsche, jedoch werden im hinten Teil der DIN Situationen bedacht wo der Rutsche absichtlich von der Rutsche abhebt. Es wird also nicht ausgeschlossen.


    In 7.3.2 wird die Oberfläche behandelt. Generell gilt das alle Flächen an den der Rutscher dran kommt glatt und durchgängig sein sollen, ohne Unebenheiten.
    Bei Verbindungen müssen die Höhenunterschiede in Rutschrichtung stehen und in Rutschrichtungen stehend sind Öffnungen unter 8mm gestattet. Für Abflüsse oder Zuflüsse, Effecte ect..
    Nichts darf Unbehagen bei dem Rutscher verursachen.


    Kurz danach wird darauf eingegangen wie die Treppen auszuführen sind, interessant fand ich dabei das die Stufen eine Neigung von 2,5% haben dürfen um Wasser ablassen zu können.


    Nun kommen wir zu einem spannenden Teil, die Beschleunigung, es ist eine dauerhafte Belastung von 2,6g erlaubt und 4g bei einer Zeiteinwirkung von unter 0,1 Sekunden.


    Danach folgt in Punkt 7.9 wie der Schluss einer Rutsche ausschauen soll. Ein Rutscher soll in dem Schlussteil einer Rutsche auf die Landung vorbereitet werden.
    Es wird die Rangfolge bei schnellen/langen Rutschen wie folgt beschreiben, erst Sofa, dann Sonderbecken, dann Mehrzwerkbecken.
    Es wird klar gestellt das jede Rutsche mit Abbremsen endet.
    Sollte die Geschwindigkeit höher als 10m/s sein sollen Auffangeinrichtungen verwendet werden. (http://www.aquarena.at/Zubehoe…n/Sicherheitslandebecken/)
    Ansonsten kann ein Sofa genommen werden. (http://www.aquarena.at/Zubehoe…ungen/Sicherheitsauslauf/)
    Bei Geschwindigkeiten und 10 m/s kann auch ein Eintauchen in ein Becken in betracht gezogen werden, dann wird empfohlen eine Strömung zu erzeugen, damit der Rutscher sich automatisch wegbewegt. Hier bei gilt eine Beckentiefe, bei einer Fallhöhe von 0-200mm von mindesten 1m. Bei 600mm eine Beckentiefe von 1,8m. Die Werte dazwischen sind Linea zu ermitteln und auch eine höhere Fallhöhe ist möglich, mit entsprechender Beckentiefe. (ich würde sagen, siehe Oberhausen)
    Gleitlandungen sind nur mit Hilfsmitteln erlaubt.


    In 7.11.2 ist geschrieben das alle Rutschhilfsmittel beschriftet sein müssen, wie sie von wem benutzt werden dürfen. Alternativ an der Ausgabestelle.


    7.12.2 besagt das die Flussmenge, also das Wasser in der Rutsche vom Hersteller eingestellt wird und diese auch nur von Ihm verändert werden kann. Um die richtige Menge zu bestimmen gibt es auch Listen.


    Es wird auch das Thema der Prüfung behandelt, ein Rutschprüfer(nach Abschnitt 9.3.2) muss z.B. körperlich Fit sein, 70-110kg wiegen, mindestens 1,7m groß sein, Theoretische Kenntnisse haben und über Messinstrumente verfügen, so wie sehr gute Kenntnisse im Rutschen haben.
    Am besten ist dieser Unabhängig vom Betreiber, Gutachter und Hersteller.
    Der Gutachter kann auch verlangen das noch andere Tester die Rutsche überprüfen.
    Hier wird auch beschreiben wie Geschwindigkeiten gemessen werden, wie die Messinstrumente aufgebaut sein sollen und das jede Situation(schnell rutschen, langsam rutschen, im sitzen, im liegen....) mindestens 5 Wiederholungen bedarf. Es müssen alle erlaubten Situationen durch gespielt werden. Jeder Vorgang wird dokumentiert.


    Wie oben schon erwähnt gibt es auch nochmal Hinweise in Teil 2, dort werden zB. auch die ganzen Materialen genannt wenn mich nicht alles täuscht.
    Was ich interessant fand waren die Prüfungsinterwalle. Täglich muss eine Sichtprüfung geschehen. Dann all 1-3 Monate eine Regelmäßige und einmal im Jahr muss eine Sachverständiger vorbei schauen. Der Inhalt wird vom Hersteller festgelegt.


    Vielleicht konnte ich dadurch bei manchen Fragen beantworten und Unklarheiten beseitigen. Ich fand es sehr spannend.


    Ich weiße darauf hin das es natürlich sein kann das ich manche Dinge missverstanden habe, oder manche Sachverhältnisse missverständlich sind. Gültigkeit hat natürlich nur die DIN selber. Und sollte von jedem selber eingesehen werden wenn es wirklich wichtig wird. Dies kann man an jeder DIN Auslegestelle getan werden, die man hier in Erfahrung bringen kann oder sie sich selber beim Beuth Verlagen kaufen. http://www.beuth.de/de/rubrik/auslegestellen


    Besten Gruß
    Bimbino

  • Interessant...



    Typ 4.5 unsere Turborutschen, die demnach ein Durchschnittsgefälle von 20% haben müssen und schneller als 14 m/s sind.


    Eine Mindestgeschwindigkeit für Turborutschen? Cool!



    Am interessantesten war Typ 10. Merkmale, eine runde Schüssel, in der spiralförmig gerutscht wird und man am ende in eine Röhre gelangt oder man in ein Becken fällt. Dieses Becken wir später so definiert das dieses ein Meter mehr Radius haben muss als die Öffnung des Trichters. Von extra Aufsicht wird nicht gesprochen.


    Also sind Plumpstrichter doch erlaubt?



    Nichts darf Unbehagen bei dem Rutscher verursachen.


    Naja, absichtliche Thrillelemente wie dunkle Strecken und Falltürstarts sollen ja Unbehagen verursachen. Gemeint dürften wohl eher z. B. Durchmesser unter 80 cm (Platzangst!) sein. Vermutlich etwas unglücklich umformuliert.



    Bei Geschwindigkeiten und 10 m/s kann auch ein Eintauchen in ein Becken in betracht gezogen werden, dann wird empfohlen eine Strömung zu erzeugen, damit der Rutscher sich automatisch wegbewegt. Hier bei gilt eine Beckentiefe, bei einer Fallhöhe von 0-200mm von mindesten 1m. Bei 600mm eine Beckentiefe von 1,8m. Die Werte dazwischen sind Linea zu ermitteln und auch eine höhere Fallhöhe ist möglich, mit entsprechender Beckentiefe. (ich würde sagen, siehe Oberhausen)


    Also sind Plumpsausläufe nur bei langsameren Rutschen gestattet? Naja, immerhin.

    Heimbad: Auebad Kassel
    Lieblingsbäder: Miramar, Caneva, Aquamagis, Alpamare Pfäffikon
    Rutschen-Count: 426
    Lieblingsrutschentypen: Looping, Wildbach, Plumpstrichter
    Lieblingsrutschen: Cobra, Grüner Hai, Neusäßer Trichter, Proslide Tornado Billund, Balla Balla, Scary Falls, Cresta Canyon, Stukas, Hurricane Loop, Prager Divoká Řeka, Tornado Pfäffikon, Pink Jump


  • Interessant...



    Eine Mindestgeschwindigkeit für Turborutschen? Cool!


    Naja, sie wird nicht direkt Turborutsche genannt, aber es ist die Kategorie der schnellsten Rutsche, also ja.


    Zitat

    Also sind Plumpstrichter doch erlaubt?


    Ja, genau das.
    Und wenn man nur nach der DIN geht, auch ohne Bademeister an dem Becken. Was da andere Vorschriften zu sagen, kann ich nicht sagen.


    Zitat

    Naja, absichtliche Thrillelemente wie dunkle Strecken und Falltürstarts sollen ja Unbehagen verursachen. Gemeint dürften wohl eher z. B. Durchmesser unter 80 cm (Platzangst!) sein. Vermutlich etwas unglücklich umformuliert.


    Es geht schon um das Gesamte, es ist auch vorgeschrieben das auf Lichteffekte und auch aus extra spritzendes Wasser hingewiesen werden muss und soweiter. Also es ist durch aus möglich durch vorherige Aufklärung auch spezielle Sachen zu bauen.


    Zitat

    Also sind Plumpsausläufe nur bei langsameren Rutschen gestattet? Naja, immerhin.


    Naja, 10m/s ist schon nicht langsam, das ist ja auch die mindest Anforderungen für ein Sofa. Schneller ist nur mit einer Auffangeinrichtung gestattet. Da wir hier ja von einer Europa Norm sprechen müsste eigentlich der "Tower of Power" im Siam Park auch nach der Regel gebaut sein,

    Dort hat man wahrscheinlich das letzte Stück der Röhre so lang gebaut bis man bei den 10m/s ist und die kommen da schon raus geschossen.


  • Interessant...



    Eine Mindestgeschwindigkeit für Turborutschen? Cool!


    Das sind immerhin knapp über 50 km/h.

    Favs:

    Bad
    Hanse Dom @ Stralsund

    Rutschen
    1 Wildwasserbach @ Hanse Dom Stralsund
    2 Riesenrutsche @ Badebucht Wedel
    3 Turborutsche @ Billstedt
    4 Green Mamba @ Ostsee Therme Scharbeutz
    5 Turborutsche @ Subtropisches Badeparadies W. S.


    max avs: 25,35 km/h @ Röhrenrutsche Badebucht Wedel

  • Interessant diese Zusammenfassung, vielen Dank dafür. Das mit der Mindestgeschwindigkeit für Turbos wusste ich auch nicht. Mich wunderte allerdings, wie da einige alte Hartwigsen Turbos drunter gebaut werden durften (platsch Oschatz, Calypso Saarbrücken) oder war die Norm damals noch anders?


    MfG Immup

  • Zunächst mal Danke für die tolle Zusammenfassung ;)


    Plumpstrichter sind also noch erlaubt, wieso werden sie dann nicht gebaut?


    Immup : Ich denke nicht, dass das als "mindestgeschwindigkeit" für eine Turborutsche gemeint ist, sondern dass alle Rutschen, auf denen man die angeebene Geschwindigkeit erreicht, unter die Norm für Speedrutschen fallen, wo dann zusätzliche Sicherheitsovrkehrungen oder ähnliches erforderlich sind, während langsamere Rutschen (auch wenn sie Turborutschendurchmesser haben) nicht unter diese Norm fallen?

    Favoriten:
    1. Stukas @ Caneva
    2. L2 @ Wörgl
    3. Freefalls @ Aqualand Costa Adeje
    4. Screamer @ Splashdown Poole
    5. Kinnaree @ Siam Park
    Rutschen-Count: 211

    I'm a waterslide junkie! See I like to slide the slide, see I like to loop the Aqualoop ;)

  • Es ist nicht direkt eine mindest Geschwindigkeit für Turbos. Es ist nur unter den 10 Typen die eine mit der schnellsten Einordnung. Und es wird genau deswegen diese Eingliederung der Typen gemacht um im späteren Verlauf darauf zurück zu kommen und Vorschriften zu zuordnen.


    In dieser Norm wird das Thema Aufsicht garnicht behandelt, also weiß ich nicht ob bei dem Plumpstrichter Personal vor Ort sein muss.
    Es ist jedoch nötig das Sichergestellt wird das der Auslauf frei ist. Wie dies geschieht ist egal. Es werden mehrere Vorschläge gemacht.
    Im Ausland werden ja hin und wieder noch welche gebaut.


    Die Norm ist von 2010, meist werden Normen alle 5 Jahre auf ihre Aktualität geprüft. Die davor war von 2000.
    Zur DIN EN wurde sie 1996 schon, seit dem gilt sie in ganz Europa. In Deutschland war vorher die DIN 7937 von 1987 noch gültig, liest/las man hin und wieder auch noch auf den Schildern. Eine gravierende Änderung müsste zuletzt gewesen sein, dass auch Rutschen über 2m Starthöhe dazu gehören.



    Ich gehe davon aus das es bei der nächsten Prüfung eine Überarbeitung gibt, um auf den Fallklappenstart und vielleicht auch dem Looping einzugehen. Auch denke ich das es nötig ist noch mehr auf die Kombination der Rutschentypen einzugehen.